Anna Maria Sager (M. A. S., 1727–1805): Karolinens Tagebuch ohne außerordentliche Handlungen oder gerade so viel als gar keine

Briefroman, der den weiblichen Entwicklungsplot der entstehenden Unterhaltungsliteratur mit einer poetologischen Reflexion auf die geschlechtsspezifischen Bedingungen und Möglichkeiten von Bildungsnarrativen und Autorschaft verbindet. (Christiane Holm)

Erscheinungsjahr: 1774

Begriff: Aufklärung, Autorschaft, Bildung, Brief, Briefroman, Ehe, Geschlechterrollenkritik, Kryptonym, Roman, Tagebuch, Unterhaltungsliteratur

Elisabeth von Nassau-Saarbrücken (?) (1394/1398–1456): Herzog Herpin, Königin Sibille, Loher und Maller, Huge Scheppel

Während der Regentschaft Elisabeths von Nassau-Saarbrücken entstehen vier aus französischen Chanson de geste-Vorlagen übersetzte Prosaepen. Elisabeths Beteiligung als Übersetzerin ist in der Forschung umstritten. Inhaltlich geht es um Verrat, Liebe, Familie, Freundschaft und Religion. Den gemeinsamen Bezugspunkt bildet die (meist familiäre) Beziehung der Protagonist:innen zu Karl dem Großen. (Anika Meißner)

Erscheinungsjahr: um 1430/1435

Begriff: Übersetzung, Chanson de geste, Ehe, Familie, Französisch, Kampf gegen Andersgläubige, Liebe, Prosa, Prosaepos, Religion

Sophie von La Roche (1730–1807): Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Von einer Freundin derselben aus Original-Papieren und andern zuverlässigen Quellen gezogen

Polyperspektivischer Briefroman, der einen neuen Weiblichkeitstyp vorstellt. Unschuldig, tugendhaft, in Herz und Kopf gebildet, dabei innerhalb des engen Rahmens der weiblichen Geschlechterrolle autonom handelnd, kommt Sophie Sternheim vom idyllischen Land an den korrupten Hof, wo sie sich in Liebeshändel und Intrigen verstrickt. Einer Scheinehe entflohen widmet sie sich – in einem Entwurf einer matriarchalen Utopie in ländlicher Idylle – der Ausbildung armer Mädchen, bevor sie schließlich eine idealische Ehe eingeht. La Roches Debütroman entwirft ihre Idealvorstellung bürgerlicher Tugendethik, die ein zentrales Thema ihres Schreibens blieb. (Luisa Banki)

Erscheinungsjahr: 1771

Begriff: anonym, Aufklärung, Bildung, Brief, Briefroman, Debüt, Ehe, Empfindsamkeit, Frauenbildung, Geschichte, Idylle, Liebe, polyperspektivischer Briefroman, Roman, Utopie, Weiblichkeit

Sidonia Hedwig Zäunemann (1714–1740): Das Ilmenauische Bergwerk

Lehrgedicht, das auf zwei Befahrungen des Bergwerks bei Ilmenau im Januar 1737 zurückgeht und in physikotheologischer Manier die Schöpfung Gottes in den vielfältigen Erscheinungen des Erdinnern preist. Zugleich wird die frühe Montanindustrie im Berg- und Hüttenwesen mit zahlreichen Fachbegriffen beschrieben, die Leistung der Bergarbeiter herausgestellt und die eigene Grubenfahrt als Frau in Bergmannstracht gerechtfertigt. (Yvonne Al-Taie)

Erscheinungsjahr: 1737

Begriff: Arbeit, Bergbau, Geschlechterrollenkritik, Gott, Lehrgedicht, Lob der Schöpfung

Christiana Mariana von Ziegler (1695–1760): Moralische und vermischte Send-Schreiben

100 Briefe in Tradition der französischen moralistischen Briefessayistik. In den teils satirischen Briefen tritt Ziegler als Ratgeberin und Vertraute, als Gesellschafts-, Sprach- und Kunstkritikerin auf. Die meisten Briefe haben direkt oder indirekt mit Fragen der weiblichen Aufklärung durch Studium und Lektüre sowie weiteren Aspekten der Emanzipation zu tun. (Astrid Dröse)

Erscheinungsjahr: 1731

Begriff: Aufklärung, Brief, Briefe, Emanzipation, Essay, Französisch, Kunst, Satire, Studium

Anna Rupertina Fuchs (1657–1722): Aufgedeckter Spiegel / Wunderbarer Gottes Regierung / an dem sehr geliebten / recht betrübten / wohlgeübten Kinde des Glaubens Job

Musikalisches Bibeldrama zum Hiob-Stoff in barocker Dramentradition. Hiob muss sich in seinem Leiden ganz als Sünder und völlig von der Erlösung Gottes abhängig begreifen, um gerettet werden zu können; der alttestamentarische Stoff wird zum Exempel für den Offenbarungsglauben des neuen Testaments. (Katharina Worms)

Erscheinungsjahr: 1714

Begriff: Barock, Drama, Gott, Religion

Catharina Regina von Greiffenberg (1633–1694): Geistliche Sonnette / Lieder und Gedichte

Sammlung von 250 Sonetten, 52 Liedern sowie weiteren Spruchgedichten und Epigrammen, die in mystischer Tradition stehen. Das mystische Paradox einer Unmöglichkeit eines Sprechens zu und über Gott ist in ihnen poetologisch gewendet, indem sie selbstbewusst Gotteslob mit dichterischer Inspiration verbinden. Spezifisch ist ihnen die mediologische Reflexion, wenn sie die Grenze des Sagbaren in ihrer Schriftbildlichkeit adressieren. (Cornelia Pierstorff)

Erscheinungsjahr: 1662

Begriff: Barock, Bildlichkeit, Ehe, Gott, Körper, Lyrik, Medialität, Mystik, Sonett

Anna Ovena Hoyers (1584–1655): Geistliche und Weltliche Poemata

Gesammelte Schriften einer später als ‘Ketzerin’ gebrandmarkten Autorin, im liberalen Amsterdamer Elzevier Verlag erschienen, enthält religiöse und teilweise auch politische Gedichte, Lieder, Dialoge sowie satirische Stücke, die in volkstümlichen, teils dialektalen, betont einfachen Knittelversen scharf gegen den Klerus und Obrigkeiten agitieren und individuelle, weltabgeschiedene Frömmigkeit als Maxime des wahren Christentums fordern, Verbreitung 1651 durch herzogliches Dekret verboten. (Charlotte Coch)

Erscheinungsjahr: 1650

Begriff: Barock, Dialekt, Dialog, Lyrik, Mutterschaft, Mystik, Satire, Tiere, Tieren, Witwenschaft

Elisabeth von Schönau (1129–1164): Liber Visionum (Visionsbuch)

Das Visionsbuch Elisabeths von Schönau, die noch bis ins 19. Jahrhundert deutlich bekannter war als Hildegard von Bingen (mit der sie in Briefkontakt stand), gehört zu den wegbereitenden Texten der Frauenmystik. Inwiefern Elisabeth als Verfasserin zu gelten hat und nicht etwa ihr Bruder Ekbert, der die Visionen ins Lateinische übersetzt und aufzeichnet, wird in der Forschung diskutiert; ihre maßgebliche Beteiligung am Visionsbuch steht dabei jedoch weitgehend außer Frage. (Maximilian Wick)

Erscheinungsjahr: 1152/1155

Begriff: (weibliche) Autorschaft, Übersetzung, Brief, Ehe, Frauenmystik, Jenseits, Mehrautorenschaft, Mystik, Religion, Visionsliteratur

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