Krankheit

Lu Märten (1879–1970): Torso. Das Buch eines Kindes

Der Text schildert das von Krankheit und Tod gezeichnete Aufwachsen eines Proletarier-Mädchens, gefolgt von Episoden ihrer politischen Radikalisierung als Erwachsene. Ist der erste Teil stilistisch und perspektivisch in der ersten Person des Mädchens und d.i. der Form des Geständnisromans geschrieben, übernimmt anschließend eine polyperspektivische, non-lineare Erzählweise (mit Elementen des Dramas und des Märchens). Märten betreibt eine regelrechte Auflösung der Form, um die Fetischisierung der Arbeiter:innenbiografie aufzulösen. Diese Instabilität der Form korreliert mit derjenigen der vergeschlechtlichten Subjektivität, die im Zentrum des Buches steht und deren formale Gestaltung mit utopischem Potenzial versehen wird. (Marius Reisener)

Erscheinungsjahr: 1909

Begriff: Adoleszenz, Arbeit, Armut, Drama, Ehe, Geschlechterrollenkritik, Krankheit, Märchen, Roman, Tod

Minna Kautsky (geb. Jaich, 1837–1912): Helene

In diesem dreiteiligen Bildungsroman mit weiblicher Hauptfigur fokussiert Kautsky verschiedene zeitgenössische Diskurse wie jenen um die Frauenfrage bzw. das nervöse/ hysterische Geschlecht sowie den Klassenkampf. Helene wird jung und unaufgeklärt verheiratet, leidet unter der Ehe und am Tod des Kindes. „Gesund wird sie durch ihren Einsatz für bürgerliche Ideale. Herausgestellt wird die These, dass die gesellschaftliche Unterdrückung der bürgerlichen Frau zu nervlicher Schwäche führt. Das Proletariat wird als ,gesunder’ Gegenentwurf etabliert. (Iris Schäfer)

Erscheinungsjahr: 1894

Begriff: Bürgertum, Bildung, Bildungsroman, Ehe, Erschöpfung, Erwerbsarbeit, Frauenbildung, Frauenrechte, Identitätssuche, Krankheit, Mutterschaft, Politik, Roman, sexuelle Gewalt, Tod

Annette von Droste-Hülshoff (1797–1848): Ledwina

Das posthum erschienene Prosafragment verhandelt Weiblichkeit, Tod und Krankheit, Poesie und Kreativität. Neben familiären Konversationsszenen stehen vor allem die gleichnamige moribunde, in Drostes Briefkommentaren als schwindsüchtig bezeichnete Protagonistin und ihre Visionen, Imaginationen und Träume im Fokus. Diese verweisen einerseits auf Bildwelten des Volksaberglaubens, andererseits rücken sie Ledwina in die Nähe zeitgenössisch populärer, ins literarische Gedächtnis eingegangene visionäre Kranke wie Anna Katharina Emmerick oder Friederike Hauffe. (Vanessa Höving)

Erscheinungsjahr: entstanden ab 1819

Begriff: Biedermeier, Brief, Ehe, Fragment, Imagination, Krankheit, Poesie, Posthum, Prosa, Tod, Weiblichkeit

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