Frauenbildung

Marianne Ehrmann (1755-1795): Amalie. Eine wahre Geschichte in Briefen

Briefroman in der Tradition von Empfindsamkeit und Sturm und Drang. Die beiden Briefpartnerinnen Amalie und Fanny disputieren Fragen des Geschlechterverhältnisses und der Frauenbildung. Der Roman schildert den Lebensweg einer früh verwaisten Protagonistin, die in ihrer ersten Ehe Gewalt erlebt und sich schließlich als Schauspielerin verdingt. (Kristin Eichhorn)

Erscheinungsjahr: 1788

Begriff: (weibliche) Autorschaft, Aufklärung, Autobiografischer Roman, Brief, Briefroman, Ehe, Empfindsamkeit, Frauenbildung, Gewalt, Liebe, Roman, Spielsucht, Sturm und Drang, Theater, Weiblichkeit

Hortensia von Salis (verw. Gugelberg von Moos, 1659–1715): Geist- und Lehr-reiche Conversations Gespräche

In einen Erzählrahmen eingebettete gelehrte Konversationen einer vornehmen Gesellschaft, bei denen hauptsächlich Frauen zu Wort kommen. Themen wie gesellschaftliches Verhalten, Kindererziehung und Tugendlehre wechseln sich mit medizinischen und naturwissenschaftlichen Exkursen ab, die das breite heilkundige Wissen der Autorin demonstrieren. Die Conversations Gespräche zeichnen das Ideal der gebildeten Frau, die dem Mann in gelehrten Diskursen ebenbürtig, wenn nicht gar überlegen ist. (Nathalie Emmenegger)

Erscheinungsjahr: 1696

Begriff: Barock, Erzählung, Erziehung, Frauenbildung, Gespräch, Medizin, Wissenschaft

Minna Kautsky (geb. Jaich, 1837–1912): Helene

In diesem dreiteiligen Bildungsroman mit weiblicher Hauptfigur fokussiert Kautsky verschiedene zeitgenössische Diskurse wie jenen um die Frauenfrage bzw. das nervöse/ hysterische Geschlecht sowie den Klassenkampf. Helene wird jung und unaufgeklärt verheiratet, leidet unter der Ehe und am Tod des Kindes. „Gesund wird sie durch ihren Einsatz für bürgerliche Ideale. Herausgestellt wird die These, dass die gesellschaftliche Unterdrückung der bürgerlichen Frau zu nervlicher Schwäche führt. Das Proletariat wird als ,gesunder’ Gegenentwurf etabliert. (Iris Schäfer)

Erscheinungsjahr: 1894

Begriff: Bürgertum, Bildung, Bildungsroman, Ehe, Erschöpfung, Erwerbsarbeit, Frauenbildung, Frauenrechte, Identitätssuche, Krankheit, Mutterschaft, Politik, Roman, sexuelle Gewalt, Tod

Fanny Lewald (1811–1889): Jenny

Im Zentrum des autobiografisch fundierten Romans steht die Frage einer dreifachen Emanzipation: der Frauen, der Juden und einer umfassenden sozialpolitischen Gleichstellung. Die titelgebende, jüdische Zentralfigur lässt sich für ihren ersten Verlobten taufen, entscheidet sich dann aber gegen eine Liebe, die den Glauben an christliche Dogmen von ihr verlangt. Sie erprobt einen alternativen Lebensentwurf als eigenständige Frau und sieht Jahre später in einer Verbindung mit einem liberalen Adligen die Chance, ihre Vorstellung einer gleichberechtigten Ehe zu verwirklichen. Die entworfene doppelte Utopie – der Gleichberechtigung von christlichen und jüdischen Bürger:innen und von Männern und Frauen mit unterschiedlichen sozialen Hintergründen –, weist das tragische Ende des Romans als (noch) nicht realistisch aus. (Luisa Banki)

Erscheinungsjahr: 1843

Begriff: Alter, Antisemitismus, Ehe, Emanzipation, Familie, Frauenbildung, Geschlechterrollenkritik, Judentum, Liebe, realistisch, Religion, Roman, Utopie, Vormärz

Rahel Levin Varnhagen (1771–1833): Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde

Umfangreiche Briefsammlung, in der sich radikal subjektive Reflexionen der eigenen Lebensumstände als bildungshungrige, jüdische, lange unverheiratete Frau ebenso finden wie Diskussionen von Literatur, Kunst, Philosophie und Politik. Das (Brief-)Schreiben Rahel Levin Varnhagens ist zum einen bestimmt von dialogischem Denken, wie es auch das gesellige Gespräch im sogenannten Salon charakterisierte; zum anderen dachte sie bereits früh an eine aus allein ihren Briefen bestehende ‚Original-Geschichte‘ und sammelte ihre Briefe seit den 1790er Jahren. Das gemeinsam konzipierte Buch gab nach ihrem Tod ihr Ehemann Karl August Varnhagen von Ense heraus. (Luisa Banki)

Erscheinungsjahr: 1834

Begriff: Bildung, Brief, Briefe, Dialog, Ehe, Frauenbildung, Geschichte, Geschlechterrollenkritik, Gespräch, Judentum, Kunst, Literaturkritik, Politik, Theater, Tod

Sophie von La Roche (1730–1807): Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Von einer Freundin derselben aus Original-Papieren und andern zuverlässigen Quellen gezogen

Polyperspektivischer Briefroman, der einen neuen Weiblichkeitstyp vorstellt. Unschuldig, tugendhaft, in Herz und Kopf gebildet, dabei innerhalb des engen Rahmens der weiblichen Geschlechterrolle autonom handelnd, kommt Sophie Sternheim vom idyllischen Land an den korrupten Hof, wo sie sich in Liebeshändel und Intrigen verstrickt. Einer Scheinehe entflohen widmet sie sich – in einem Entwurf einer matriarchalen Utopie in ländlicher Idylle – der Ausbildung armer Mädchen, bevor sie schließlich eine idealische Ehe eingeht. La Roches Debütroman entwirft ihre Idealvorstellung bürgerlicher Tugendethik, die ein zentrales Thema ihres Schreibens blieb. (Luisa Banki)

Erscheinungsjahr: 1771

Begriff: anonym, Aufklärung, Bildung, Brief, Briefroman, Debüt, Ehe, Empfindsamkeit, Frauenbildung, Geschichte, Idylle, Liebe, polyperspektivischer Briefroman, Roman, Utopie, Weiblichkeit

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