Luise Mühlbach (Pseudonym für Clara Mundt, geb. Müller, 1814–1873): Das fluchbeladene Haar
Die Binnenerzählung der Novelle entfaltet eine Geschichte kolonialer Schuld anhand eines Fluchs, der sich über mehrere Generationen einer britischen Familie erstreckt und diese schließlich auslöscht: Hatte die – selbst mütterlicherseits von Schwarzen abstammende – Ahnherrin in der Karibik eine Sklavin gezwungen, ihre Tochter mit ihren Haaren zu Tode zu peitschen, so gehen die nachfolgenden Generationen sämtlich an ihren Haaren zugrunde. Die Erzählung vom Niedergang der Familie – mit genretypischen Effekten des Schauers – ist aufgrund der Abstammung der Schuldigen unter rassismuskritischen Gesichtspunkten nicht ohne Ambivalenz, war gleichwohl offensichtlich provokant, sodass in der Journalversion eine zweite Rahmenerzählung die Drastik der geschilderten kolonialen Gewalt (vorgeblich?) zur Humoreske abzuschwächen versucht. (Florian Kappeler)