Ohnmacht

Katja Lange-Müller (*1951): Verfrühte Tierliebe

Die in der DDR situierte Erzählung skizziert autodiegetisch die Ohnmacht der Protagonistin gegenüber einem die staatliche Ordnung verkörpernden Biologielehrer (Teil 1) und Kaufhausdetektiv (Teil 2), die Grenzüberschreitungen wie widernatürliche Käferskulpturen und zwanghaften Warendiebstahl sanktionieren und das Weltverhältnis der weiblichen Figur nachhaltig beeinflussen. (Natalie Moser)

Erscheinungsjahr: 1995

Begriff: Diktatur, Emanzipation, Erzählung, Feminismus, Gegenwartsliteratur, Körper, Liebe, Ohnmacht, Tod, weibliche Adoleszenz

Christa Wolf (1929–2011): Kassandra

Der innere Monolog der Seherin Kassandra im Stil der ‚subjektiven Authentizität‘ offenbart die Ohnmacht und Ablehnung der Wissenden, die so zur Repräsentantin für die patriarchale Unterdrückung der Frau umgemünzt wird. Wolfs intensive Auseinandersetzung mit der antiken Figur ist dokumentiert in ihren 1982 gehaltenen Frankfurter-Poetik-Vorlesungen (Voraussetzungen einer Erzählung: Kassandra), die in der DDR nur zensiert erscheinen durften. (Carola Hilmes)

Erscheinungsjahr: 1983

Begriff: Ehe, Erzählung, Geschlechterrollenkritik, Mythenrezeption/-korrektur in emanzipatorischer Absicht, Ohnmacht

Ludwig Fels (1946–2021): Ein Unding der Liebe

Erzählt wird die Geschichte des ess- und trinkwütigen Großküchengehilfen Georg Bleistein, dessen Suche nach der eigentlichen Nahrung, der Liebe, vor allem der der Mutter, immer wieder anders und aufs Neue scheitert. Den elf Kapiteln ist jeweils eine atmosphärisch-verdichtende Vignette vorgeschaltet und der Text ist von versförmig-reflektierenden Intarsien durchsetzt. Die gewaltige und unerschrockene Sprache bleibt ihrem Gegenstand in einer Weise verbunden, die weder poetologische Metaisierung noch kunstgewerblichen Genuss gestattet. Konsequent verweigert sich Fels‘ Erzählen systemkritischen Ansätzen der engagierten Literatur, proletarischer Sozialromantik und Neuer Subjektivität. (Christian Soboth)

Erscheinungsjahr: 1981

Begriff: Arbeit, Emanzipation, Geschichte, Gewalt, Kunst, Liebe, Mutter-Sohn-Beziehung, Ohnmacht, Prekariat, Roman, Romantik, Sprache, Tiere, Tieren

Emmy Hennings (1885–1948): Gefängnis

Roman, in dem Hennings eigene kürzere Inhaftierungen verarbeitet und aus Perspektive der wegen kleinerer Eigentums- und Prostitutionsdelikte inhaftierten Protagonistin Emmy H. die Erfahrung von Ohnmacht und Machtausübung schildert. Zugleich sind den Beobachtungen des Alltags im Frauengefängnis die Versuche weiblicher Solidarität gegen die Unerbittlichkeit der Institution eingeschrieben. (Yvonne Al-Taie)

Erscheinungsjahr: 1919

Begriff: Arbeit, Avantgarde, Gefängnisliteratur, Ohnmacht, Prostitution, Roman

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