Posthum

Anne Conway (1631–1679): The Principles of the Most Ancient and Modern Philosophy

Conways posthum erschienenes Werk entwickelt eine bahnbrechende Ontologie, derzufolge Körper und Geist nur graduell, nicht kategoriell verschiedenen sind: Es handelt sich nicht um getrennte Substanzen, sondern nur um unterschiedene Modalitäten einer Substanz, der alles Irdische zugehört. Auf der Welt gibt es demnach weder etwas bloß Körperliches noch einen unverkörperten Geist. (Jonas Heller)

Erscheinungsjahr: 1690

Begriff: Idealismus und Materialismus, Körper, Leben der Materie, Menschen, Nicht-dualistische Ontologie, Pflanzen, Post-Cartesianismus, Posthum, Steine, Substanz, Theologie, Tiere

Sibylla Schwarz (1621–1638): Deutsche Poetische Gedichte

Posthum erschienene Sammlung der Werke der als ‚pommersche Sappho‘ gerühmten Sibylla Schwarz, die die Dichterin nicht nur im versierten Umgang mit der abendländischen Tradition (Petrarkismus, Schäferdichtung u.a.) zeigt, sondern auch als innovative Opitzianerin der ersten Stunde. Enthalten sind Kasualgedichte, selbständige Lyrik, ein Dramenfragment, geistliche Dichtung sowie poetologische Korrespondenz. (Klaus Birnstiel)

Erscheinungsjahr: 1650

Begriff: Fragment, Kasualdichtung, Lyrik, Opitz-Rezeption, Petrarkismus, Posthum, Sonett

Margareta Klopstock (geb. Moller, 1728–1758): Briefe von Verstorbenen an Lebendige

Briefsammlung, in der die antike Gattung des Jenseitsbriefs in die aufklärerische, am Gespräch orientierte ‚natürliche‘ Briefpoetik übersetzt wird. In der Spannung der Fiktion körperloser Seelen und deren sinnlich-diesseitiger Form, sich ihrem leibhaftigen Gegenüber mitzuteilen, wird ein neuartiger Sprachgestus der Empfindsamkeit entwickelt. (Christiane Holm)

Erscheinungsjahr: 1759

Begriff: Brief, Briefe, Empfindsamkeit, Gespräch, Jenseits, Körper, Leiblichkeit, Posthum, Religion

Veza Canetti (geb. Venetiana Taubner-Calderon, 1897–1963): Die Schildkröten

Der autobiografische Bezüge aufweisende Exilroman behandelt das Schicksal des jüdischen Ehepaars Eva und Andreas Kain nach dem Anschluss Österreichs. Vor der Drohkulisse antisemitischer Ausschreitungen sind der Umgang mit dem Verlust der Heimat und die Bewahrung menschlicher Würde zentrale Themen. Zwischen szenischen Passagen und Anklängen an die chassidische Erzähltradition changierend, wirft der Roman die Frage nach adäquaten Erzähl- und Schreibstrategien, in Zeiten von Verfolgung und Flucht, auf. (Johanna Baumgardt)

Erscheinungsjahr: 1938/1999

Begriff: Antisemitismus, autobiografisch, Ehe, Exil, Flucht, Heimat, Nationalsozialismus, Posthum, Roman

Karl Emil Franzos (1848–1904): Der Pojaz. Eine Geschichte aus dem Osten

Posthum publizierter Bildungsroman, der das Leben des galizischen Juden Sender Glatteis beschreibt. Dabei wird die bittere Armut im Ghetto von Barnow und die vielfache Ausgrenzung dargestellt, allerdings auch die Faszination für das Theater, die Sender Glatteis, der sich als Bajazzo, jiddisch Pojaz sieht, früh erfasst. Der Roman betrachtet die orthodoxen Rabbiner, die Vertreter der k.u.k. Monarchie wie auch die polnischen Großgrundbesitzer mit einem kritischen Blick. (Martina Wernli)

Erscheinungsjahr: 1905

Begriff: (Ost-)Judentum, Armut, Bildung, Bildungsroman, Geschichte, Ghetto, Posthum, Roman, Theater

Annette von Droste-Hülshoff (1797–1848): Ledwina

Das posthum erschienene Prosafragment verhandelt Weiblichkeit, Tod und Krankheit, Poesie und Kreativität. Neben familiären Konversationsszenen stehen vor allem die gleichnamige moribunde, in Drostes Briefkommentaren als schwindsüchtig bezeichnete Protagonistin und ihre Visionen, Imaginationen und Träume im Fokus. Diese verweisen einerseits auf Bildwelten des Volksaberglaubens, andererseits rücken sie Ledwina in die Nähe zeitgenössisch populärer, ins literarische Gedächtnis eingegangene visionäre Kranke wie Anna Katharina Emmerick oder Friederike Hauffe. (Vanessa Höving)

Erscheinungsjahr: entstanden ab 1819

Begriff: Biedermeier, Brief, Ehe, Fragment, Imagination, Krankheit, Poesie, Posthum, Prosa, Tod, Weiblichkeit

Annette von Droste-Hülshoff (1797–1848): Walther. Gedicht in sechs Gesängen

Das zu Lebzeiten unveröffentlichte Versepos ist der einzige abgeschlossene Text des Frühwerks. Es erzählt die mittelalterliche Familiengeschichte dreier Rittergenerationen und schließt an populäre Ritterdichtungen an, thematisiert insbesondere aber Krisen- und Traumanarrative von Familie, Genealogie und Männlichkeit. Die zum Versepos gehörigen Widmungsgedichte an Drostes Mutter und Tanten unternehmen auktoriale und poetologische Selbstsetzungen. (Vanessa Höving)

Erscheinungsjahr: 1818

Begriff: Alter, Biedermeier, Familie, Geschichte, Männlichkeit, Posthum, Trauma, Versepos

Nach oben scrollen