Antisemitismus

Gisela Elsner (1937–1992): Fliegeralarm

Elsners satirisch-grotesker Roman handelt von einer Gruppe von Kindern während des Zweiten Weltkriegs, die die nationalsozialistische Ideologie in teilweise grausamen Spielen aufgreifen. Der Roman verbindet die Thematik der Bombenangriffe auf deutsche Städte mit einem radikal-kritischen Fokus auf die ideologische Verfasstheit der Mehrheit der Bevölkerung. Er steht quer zu Tendenzen eines einseitigen Opfernarrativs im Gedächtnis an den Bombenkrieg in Deutschland und verknüpft die Darstellung von Militarismus, Führerkult, Rassismus und Antisemitismus mit kapitalismuskritischen Elementen. (Kathrin Schödel)

Erscheinungsjahr: 1989

Begriff: 2. Weltkrieg, Antisemitismus, Groteske, Kapitalismuskritik, Nationalsozialismus, Rassismus, Roman, Satire

Gabriele Tergit (Pseudonym für Elise Reifenberg, geb. Elise Hirschmann, 1894–1982): Effingers

Familienroman, der anhand des Schicksals dreier Familien von 1878 bis 1948 den Aufstieg und dann die Verfolgung und Vernichtung des jüdischen Bürgertums nachzeichnet. Im Fokus stehen das Verhältnis des assimilierten jüdischen Berliner Bürgertums zu Deutschland sowie der im Kaiserreich und der Weimarer Republik tief verankerte Antisemitismus. Mit einer Vielzahl von Figuren und dialogreichen Szenen zeichnet sich der an Tergits journalistischem Schreiben geschulte Roman durch seine Beobachtungsfülle und besondere Lebendigkeit aus. (Luisa Banki)

Erscheinungsjahr: 1951

Begriff: Antisemitismus, Bürgertum, Dialog, Ehe, Familie, Familienroman, Judentum, Kaiserreich, Nationalsozialismus, Pseudonym, Roman, Weimarer Republik

Veza Canetti (geb. Venetiana Taubner-Calderon, 1897–1963): Die Schildkröten

Der autobiografische Bezüge aufweisende Exilroman behandelt das Schicksal des jüdischen Ehepaars Eva und Andreas Kain nach dem Anschluss Österreichs. Vor der Drohkulisse antisemitischer Ausschreitungen sind der Umgang mit dem Verlust der Heimat und die Bewahrung menschlicher Würde zentrale Themen. Zwischen szenischen Passagen und Anklängen an die chassidische Erzähltradition changierend, wirft der Roman die Frage nach adäquaten Erzähl- und Schreibstrategien, in Zeiten von Verfolgung und Flucht, auf. (Johanna Baumgardt)

Erscheinungsjahr: 1938/1999

Begriff: Antisemitismus, autobiografisch, Ehe, Exil, Flucht, Heimat, Nationalsozialismus, Posthum, Roman

Fanny Lewald (1811–1889): Jenny

Im Zentrum des autobiografisch fundierten Romans steht die Frage einer dreifachen Emanzipation: der Frauen, der Juden und einer umfassenden sozialpolitischen Gleichstellung. Die titelgebende, jüdische Zentralfigur lässt sich für ihren ersten Verlobten taufen, entscheidet sich dann aber gegen eine Liebe, die den Glauben an christliche Dogmen von ihr verlangt. Sie erprobt einen alternativen Lebensentwurf als eigenständige Frau und sieht Jahre später in einer Verbindung mit einem liberalen Adligen die Chance, ihre Vorstellung einer gleichberechtigten Ehe zu verwirklichen. Die entworfene doppelte Utopie – der Gleichberechtigung von christlichen und jüdischen Bürger:innen und von Männern und Frauen mit unterschiedlichen sozialen Hintergründen –, weist das tragische Ende des Romans als (noch) nicht realistisch aus. (Luisa Banki)

Erscheinungsjahr: 1843

Begriff: Alter, Antisemitismus, Ehe, Emanzipation, Familie, Frauenbildung, Geschlechterrollenkritik, Judentum, Liebe, realistisch, Religion, Roman, Utopie, Vormärz

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