Ilse Frapan (1849–1908): In der Stille. Novellen und Skizzen
Zwei Novellen zeigen Probleme von bürgerlichen Frauen um 1900: In „Sie“ wird Sophie Witwe und freut sich, endlich frei zu sein von ihrem tyrannischen, antifeministischen Mann. Sie findet einen Brief seiner Pariser Mätresse, die ihn um Geld bitte. Sophie schickt ihr das Geld, zusammen mit einer Abrechnung gegen ihren verstorbenen Mann und appelliert so an die weibliche Solidarität. In „Abgründe“ geht es um die berühmte Schauspielerin Senta: Sie liebt Rudolf, der zwar als sanfter Mann auftritt, sie aber in der Ehe von ihrem Beruf „erlösen“ will. Sie will ihn verlassen, um wieder frei und selbständig zu sein. Schließlich stürzt er sich in einen Abgrund, weil er glaubt, dass sie ihn nicht mehr liebe. Sie lebt weiter frei. Beide Texte zeigen starke Frauen, denen es gelingt, sich gegen die Erwartungen ihrer Umwelt durchzusetzen. (Annette Kliewer)