Irmgard Keun (1905–1982)

Irmgard Keun (1905–1982): D-Zug dritter Klasse

Der am wenigsten beachtete Exil-Roman Keuns lässt in einem Nachtzug sieben Figuren aufeinandertreffen und erzählt nacheinander deren sich kreuzende Lebenswege. Der Text reflektiert zentral Rollenbilder und -Klischees. Dargestellt werden die mit Weiblichkeit verbundenen Zwänge und Möglichkeiten, diesen durch Täuschung (Lügen, Finten) zu entkommen. Dem gegenüber steht die durch Alkohol verstärkte Gewalt toxischer Männlichkeit und deren fatale Folgen. Düstere Kulisse der Handlung ist die politische Realität in Nazi-Deutschland. (Sebastian Schönbeck)

Erscheinungsjahr: 1938

Begriff: Alkohol, Exil, Gewalt, Männlichkeit, Nationalsozialismus, Rollenbilder, Weiblichkeit

Irmgard Keun (1905–1982): Ferdinand, der Mann mit dem freundlichen Herzen

Der Protagonist des letzten Romans Keuns ist ein Mann, der nichts mehr sein will und keine Form der Gemeinschaft im Nachkriegsdeutschland erträgt, dieses pointiert analysiert und doch über seine Kriegserfahrungen schweigt. Ferdinand, der als Wahrsager und Fußpfleger arbeitet, unterscheidet sich von den Protagonisten anderer Trümmerromane. Der Roman ergänzt die frühen Romane Keuns, verhindert die verkürzende Lektüre ihrer Frauenfiguren und Erzählverfahren und weist auf aktuelle Männlichkeitsdiskurse voraus. (Esther Köhring)

Erscheinungsjahr: 1950

Begriff: Arbeit, Erzählperspektive, Erzähltext, Erzählverfahren, fragmentiertes Erzählen, Männlichkeit, Nachkriegsliteratur, Roman, verbrannte Autorin

Irmgard Keun (1905–1982): Gilgi – eine von uns

Gilgi, an der exemplarisch weibliche Rollenschemata verhandelt werden, sucht (nachdem sie erfahren hat, dass sie adoptiert ist) nach ihrer leiblichen Mutter. Dabei verliebt sie sich, wird schwanger und geht schließlich nach Berlin. Als kanonischer Text der Neuen Sachlichkeit angeführt, wurden inzwischen auch die expressionistischen Darstellungsverfahren herausgearbeitet. (Katharina Klanke)

Erscheinungsjahr: 1931

Begriff: Arbeit, Debüt, expressionistisch, Mutterschaft, Neue Frau, Neue Sachlichkeit, Roman, Weiblichkeit, Weimarer Republik

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