Romantik

Caroline Auguste Fischer (geb. Venturini, 1764–1842): Prinz Kanzedir

Das romantische Kunstmärchen erzählt von der Liebe des Prinzen Kanzedir für die vergebene Abenza. Besonders handlungslenkend ist hierbei die Fee Panagathe, die das Verhalten Kanzedirs als engstirnig offenbart. Das Werk thematisiert Schlaf und Traum als Quellen für Erkenntnis und Schaffenskraft, während es weiterhin etablierte Motive wie den Pygmalion-Mythos untergräbt. (Mathilda Herr)

Erscheinungsjahr: 1802

Begriff: Geschlechterrollen, Liebe, Märchen, Romantik

August von Sachsen-Gotha-Altenburg (1772–1822): Emilie

Herzogin Emilie hat nach Jahren in Exil und Gefangenschaft ihr fürstliches Recht wiedererlangt. War bis dahin ihr einziger Halt die Korrespondenz mit ihrem Jugendfreund Xavier, muss sie nun feststellen, dass seine Zuneigung nicht ihrer Person, sondern nur seiner eigenen Fantasievorstellung von ihr galt. Der Roman hinterfragt die Humanität männlicher Wertvorstellungen und Weltentwürfe. (Vera Faßhauer)

Erscheinungsjahr: 1813–1821 (Manuskript; Digitalisat der Forschungsbibliothek Gotha)

Begriff: Briefroman, Geschlechterrollen, Manuskript, Romantik

Sophie Tieck (verh. u. gesch. Bernhardi, verh. von Knorring, 1775–1833): Julie Saint Albain

Polyperspektivischer Briefroman, der empfindsame Topoi unter romantischen Vorzeichen aktualisiert. Die Entwicklung der titelgebenden Zentralfigur – die von empfindsamer Tugendhaftigkeit zu ehebrecherischer Liebe und nach etlichen Verwicklungen zurück in die Ehe führt – erkundet ein neues Liebeskonzept, in dem die hohe Bedeutung des Gefühls nicht mehr an Tugendforderungen geknüpft, sondern psychologisch motiviert wird. Befragt werden in der Vorstellung ganz unterschiedlicher weiblicher Lebensentwürfe tradierte Auffassungen von Liebe, Ehe, Familie und Bildung. Formal interessant ist die Verknüpfung der Briefform mit auktorial erzählten und dialogischen Einschüben. (Luisa Banki)

Erscheinungsjahr: 1801 anonym; Neuedition 2011

Begriff: Briefroman, Ehe, Ehebruch, Empfindsamkeit, Liebe, Romantik

Sophie Tieck (verh. u. gesch. Bernhardi, verh. von Knorring, 1775–1833): Flore und Blanscheflur

Bei dem epischen Gedicht handelt es sich um eine romantische Adaption eines mittelhochdeutschen Epos aus dem 13. Jahrhundert. Die zwölf Gesänge erzählen intertextuell durchsetzt die Liebesgeschichte zweier Königskinder und wagen sich formal und inhaltlich in zeitgenössisch männlich belegte Sphären der Kunstlyrik und Kunsttheorie vor. (Mathilda Herr)

Erscheinungsjahr: 1822 (unter Sophie Bernhardi)

Begriff: Adaption, Liebe, Lyrik, Mittelalter, Romantik, Versepos

Benedikte Naubert (1752–1819): Die Weiße Frau

Nauberts Kunstmärchen knüpft an die didaktischen Märchen der Spätaufklärung an, die sie mit Elementen des historischen Romans modernisiert. Eine Schauergeschichte entspinnt sich auf der Grundlage einer überlieferten Chronik: Die Protagonistin erforscht darin die Geschichte eines Schlossgespensts, um zu verhindern, dass ihre Urahnin weiter die Liebhaber späterer Generationen hinwegrafft. Der Clou: Hauptfigur sowie das alte Gespenst heißen „die blonde Bertha“ und kämpfen in ihrer ‚Waldeinsamkeit‘ gegen den Wahnsinn an. Naubert gibt sich als direkte Impulsgeberin der Frühromantik zu erkennen, ob von Tiecks „Blondem Eckbert“ oder den Romanen Walter Scotts, der sich explizit auf sie beruft. (Raphael Stübe) 

Erscheinungsjahr: 1792

Begriff: Erzählungen, Geister, historischer Roman, Horror, Märchen, Romantik, Sagen, Schauergeschichte, Spätaufklärung, Waldeinsamkeit

Caroline de la Motte Fouqué (geb. von Briest, verheiratete von Rochow, wiederverheiratete de la Motte Fouqué, 1773–1831): Magie der Natur. Eine Revolutionsgeschichte 

Der komplex erzählte zeitdiagnostische Roman verbindet Fragen des sozialen Zusammenhalts und der Geschlechterbestimmung mit geschichtsphilosophischen Positionen. Die Französische Revolution dient Fouqué als Ausgangspunkt, um am Leitfaden des Lebens (und Liebens) einer adeligen Familie, die aus Frankreich fliehen muss, Stellung zu Problembereichen der Stabilität einer ‚natürlichen‘ Ordnung trotz staatlicher und gesamtgesellschaftlicher Umbrüche zu beziehen. Der Text fußt auf romantischen Wissensdiskursen und bahnt mit seinen klarsichtig-idealen Protagonistinnen gleichzeitig einer realistischen Erzählpraxis den Weg. (Frederike Middelhoff) 

Erscheinungsjahr: 1812

Begriff: (romantische) Liebe, Adel, Arbeit, Ehe, Exil, Familie, Familienroman, Fluchtmigration, Französisch, Französische Revolution, Gender, Geschichte, historischer Roman, Liebe, Magnetismus, realistisch, Revolution, Roman, Romantik

Ludwig Fels (1946–2021): Ein Unding der Liebe

Erzählt wird die Geschichte des ess- und trinkwütigen Großküchengehilfen Georg Bleistein, dessen Suche nach der eigentlichen Nahrung, der Liebe, vor allem der der Mutter, immer wieder anders und aufs Neue scheitert. Den elf Kapiteln ist jeweils eine atmosphärisch-verdichtende Vignette vorgeschaltet und der Text ist von versförmig-reflektierenden Intarsien durchsetzt. Die gewaltige und unerschrockene Sprache bleibt ihrem Gegenstand in einer Weise verbunden, die weder poetologische Metaisierung noch kunstgewerblichen Genuss gestattet. Konsequent verweigert sich Fels‘ Erzählen systemkritischen Ansätzen der engagierten Literatur, proletarischer Sozialromantik und Neuer Subjektivität. (Christian Soboth)

Erscheinungsjahr: 1981

Begriff: Arbeit, Emanzipation, Geschichte, Gewalt, Kunst, Liebe, Mutter-Sohn-Beziehung, Ohnmacht, Prekariat, Roman, Romantik, Sprache, Tiere, Tieren

Christa Wolf (1929–2011): Kein Ort. Nirgends

Diese Erzählung fingiert eine Begegnung zwischen Karoline von Günderrode und Heinrich von Kleist bei einer Teegesellschaft in Winkel am Rhein. Der „Projektionsraum Romantik“ (1982) dient Wolf dazu, die uneingelösten Ideale der Französischen Revolution aufzurufen und mit den Protagonisten an die Hoffnung auf Selbstverwirklichung im Leben und Schreiben zu erinnern. (Carola Hilmes)

Erscheinungsjahr: 1979

Begriff: Erzählung, Fluchtpunkt Romantik, Französisch, imaginäre Emanzipationsgeschichte, kleiner Roman, Revolution, Roman, Romantik, Selbstverwirklichung

Adele Schopenhauer (1797–1849): Haus-, Wald- und Feldmärchen

Märchensammlung. Der Einführung, die ironisch eine gelehrte Salon-Diskussion über die Gattung des Märchens darstellt, folgen drei sprachlich und im Aufbau sehr unterschiedliche Erzählungen. Durch menschliche Begegnungen mit Elfen, Poltergeistern und Irrlichtern reflektieren sie die Entwicklung der deutschen Literatur in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. (Francesca Fabbri)

Erscheinungsjahr: 1844

Begriff: Erzählung, Erzählungen, Gattungspoetik, Literaturgeschichte, Märchen, Revolution, Romantik, Tiere, Tieren

Bettina von Arnim (1785–1859): Goethes Briefwechsel mit einem Kinde

Zwischen Edition und Briefroman changierendes Briefbuch, das den Originalbriefwechsel zwischen Goethe und Bettina von Arnim stilistisch bearbeitet und fiktional ergänzt. Bettinas Briefe umfassen den größten Teil der Sammlung.  Neben Beziehungsarbeit und Selbstreflexion handeln sie in episodischer Erzählweise von Wanderungen, Reisen, Gesellschaft, Kunst, Musik und Politik. (Yvonne Al-Taie)

Erscheinungsjahr: 1835

Begriff: Arbeit, Brief, Briefbuch, Briefe, Briefroman, Geschlechterrollenkritik, Kunst, Politik, Roman, Romantik

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