Gegenwartsliteratur

Fatma Aydemir (*1986): Dschinns

Aydemirs zweiter Roman erzählt die Geschichte einer deutsch-kurdischen Kernfamilie aus der Perspektive ihrer sechs Mitglieder. Diese treffen nach dem tödlichen Herzinfarkt des Ehemanns/Vaters Hüseyin Yılmaz in dessen zum Ruhestand angeschaffter Eigentumswohnung in Istanbul zusammen und blicken auf ihre je eigenen, durch u.a. Alter, Geschlecht und Sexualität geprägten, (Post-)Migrationserfahrungen zurück. (Sandra Folie)

Erscheinungsjahr: 2022

Begriff: Familienroman, Gastarbeit, Gegenwartsliteratur, Gender, Geschichte, Gesellschaftsroman, Homophobie, Migration, Postmigrantische Literatur, Rassismus, Roman, Sexismus

Shida Bazyar (*1988): Drei Kameradinnen

Bazyars zweiter Roman kreist um die drei Freundinnen und Frauen of Colour Saya, Hani und Kasih, die in einer deutschen Siedlung am Stadtrand aufgewachsen sind. Ihre gemeinsame, von Erfahrungen mit mehrfacher Diskriminierung geprägte Geschichte wird von der unzuverlässigen, die (weißen) Leser:innen wiederholt adressierenden Ich-Erzählerin Kasih niedergeschrieben. Im Zentrum stehen rechter Terror, weiße Erwartungshaltungen und Täter:innen-Opfer-Umkehr. (Sandra Folie)

Erscheinungsjahr: 2021

Begriff: Gegenwartsliteratur, Gender, Geschichte, kritisches Weißsein, Migration, Postmigrantische Literatur, Rassismus, Roman, Sexismus

Marlene Streeruwitz (*1950): Festspiele 2023. Falstaff

Streeruwitz‘ Essay-Dramolett modelliert die Begegnung eines geschichtsträchtigen Männer-Trios: Der misogyne Influencer Andrew Tate und der ehemalige US-Präsident Donald Trump überbieten sich beim Dinner in atavistischen Geschlechterphantasien, als ihr Kellner fungiert kein Geringerer als der Shakespear‘sche Antiheld Sir Falstaff. Das Minidrama erschien im Programmheft der gleichnamigen Verdi-Oper im Rahmen der Salzburger Festspiele und zeigt, wie österreichischer Kulturbetrieb, Patriarchat und Kapitalismus miteinander verwoben sind. Es lässt sich als Beitrag zum Diskurs um toxische Männlichkeit wie auch als Kritik an einem überholten Kulturbetrieb lesen. (Christina Templin)

Erscheinungsjahr: 2023

Begriff: Gegenwartsliteratur, Gender, Kulturkritik, Männlichkeit, Misogynie, Postdramatik, Sexismus

Kim de L’Horizon (*1992): Blutbuch

Der autofiktionale Roman handelt von der Suche einer non-binären Hauptfigur nach einer eigenen Geschichte und Identität, die sich inhaltlich in einer Beschäftigung mit Fragen der Herkunft (frauenbasierte Stammbäume, u.a. Hexen- und Baumchroniken, Bildungs(un)gerechtigkeit und emanzipatorisches Schreiben) und formal als fluider, mehrsprachiger ,Textkörper‘ manifestiert. (Natalie Moser)

Erscheinungsjahr: 2022

Begriff: Autofiktion, autofiktional, Bildung, Familienroman, Gegenwartsliteratur, Gender, Geschichte, Identitätssuche, Körper, Non-Binarität, Roman, Sexismus

Olivia Wenzel (*1985): 1000 Serpentinen Angst

Wenzels Debutroman handelt von einer Schwarzen ostdeutschen Mittdreißigerin, die sich von einem Zusammenbruch erholt. Sie blickt, oft mittels Selbstbefragung, auf ihr Leben – das Aufwachsen bei ihrer Großmutter in Thüringen, die Abwesenheit ihrer Eltern, Mikroaggressionen, den Suizid ihres Zwillingsbruders, gescheiterte Beziehungen… – und reflektiert dabei auch eigene Privilegien. (Sandra Folie)

Erscheinungsjahr: 2020

Begriff: Angststörung, Autofiktion, Bisexualität, Gegenwartsliteratur, Identitätssuche, Rassismus, Roman, Schwangerschaft, Schwarze deutsche Literatur, Sexismus

Dorothee Elmiger (*1985): Aus der Zuckerfabrik

Der essayistische Text thematisiert anhand von biografischen Szenen Herkunft, insbesondere Rassismus, Klassismus und Sexismus. Reflexionen über die Konvergenz von ge- und erfundenen Stoffen und von theoretischen und literarischen Aufzeichnungen sowie über subjektzentriertes Erzählen geben den Rhythmus des nicht plotorientierten, episodischen Textes über „Zucker, LOTTO, Übersee“ vor. (Natalie Moser)

Erscheinungsjahr: 2020

Begriff: Essay, Gegenwartsliteratur, Gender, Kolonialismus, Rassismus, Sexismus

Marion Poschmann (*1969): Nimbus

Der Gedichtband enthält unterschiedliche lyrische Formate (u.a. Oden und Sonette), die alltägliche, philosophische und naturwissenschaftliche Wahrnehmungs- und Darstellungsmuster verbinden. In der Tradition des Nature Writings stehend verhandeln sie mittels inhaltlicher, sprachlicher und begrifflicher Kontrastierungen und Überblendungen das Verhältnis von Mensch und Natur. (Natalie Moser)

Erscheinungsjahr: 2020

Begriff: Anthropozän, Gegenwartsliteratur, Lyrik, Nature Writing, Wissenschaft

Katja Lange-Müller (*1951): Verfrühte Tierliebe

Die in der DDR situierte Erzählung skizziert autodiegetisch die Ohnmacht der Protagonistin gegenüber einem die staatliche Ordnung verkörpernden Biologielehrer (Teil 1) und Kaufhausdetektiv (Teil 2), die Grenzüberschreitungen wie widernatürliche Käferskulpturen und zwanghaften Warendiebstahl sanktionieren und das Weltverhältnis der weiblichen Figur nachhaltig beeinflussen. (Natalie Moser)

Erscheinungsjahr: 1995

Begriff: Diktatur, Emanzipation, Erzählung, Feminismus, Gegenwartsliteratur, Körper, Liebe, Ohnmacht, Tod, weibliche Adoleszenz

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