Männlichkeit

Marlene Streeruwitz (*1950): Festspiele 2023. Falstaff

Streeruwitz‘ Essay-Dramolett modelliert die Begegnung eines geschichtsträchtigen Männer-Trios: Der misogyne Influencer Andrew Tate und der ehemalige US-Präsident Donald Trump überbieten sich beim Dinner in atavistischen Geschlechterphantasien, als ihr Kellner fungiert kein Geringerer als der Shakespear‘sche Antiheld Sir Falstaff. Das Minidrama erschien im Programmheft der gleichnamigen Verdi-Oper im Rahmen der Salzburger Festspiele und zeigt, wie österreichischer Kulturbetrieb, Patriarchat und Kapitalismus miteinander verwoben sind. Es lässt sich als Beitrag zum Diskurs um toxische Männlichkeit wie auch als Kritik an einem überholten Kulturbetrieb lesen. (Christina Templin)

Erscheinungsjahr: 2023

Begriff: Gegenwartsliteratur, Gender, Kulturkritik, Männlichkeit, Misogynie, Postdramatik, Sexismus

Irmgard Keun (1905–1982): Ferdinand, der Mann mit dem freundlichen Herzen

Der Protagonist des letzten Romans Keuns ist ein Mann, der nichts mehr sein will und keine Form der Gemeinschaft im Nachkriegsdeutschland erträgt, dieses pointiert analysiert und doch über seine Kriegserfahrungen schweigt. Ferdinand, der als Wahrsager und Fußpfleger arbeitet, unterscheidet sich von den Protagonisten anderer Trümmerromane. Der Roman ergänzt die frühen Romane Keuns, verhindert die verkürzende Lektüre ihrer Frauenfiguren und Erzählverfahren und weist auf aktuelle Männlichkeitsdiskurse voraus. (Esther Köhring)

Erscheinungsjahr: 1950

Begriff: Arbeit, Erzählperspektive, Erzähltext, Erzählverfahren, fragmentiertes Erzählen, Männlichkeit, Nachkriegsliteratur, Roman, verbrannte Autorin

Annette von Droste-Hülshoff (1797–1848): Walther. Gedicht in sechs Gesängen

Das zu Lebzeiten unveröffentlichte Versepos ist der einzige abgeschlossene Text des Frühwerks. Es erzählt die mittelalterliche Familiengeschichte dreier Rittergenerationen und schließt an populäre Ritterdichtungen an, thematisiert insbesondere aber Krisen- und Traumanarrative von Familie, Genealogie und Männlichkeit. Die zum Versepos gehörigen Widmungsgedichte an Drostes Mutter und Tanten unternehmen auktoriale und poetologische Selbstsetzungen. (Vanessa Höving)

Erscheinungsjahr: 1818

Begriff: Alter, Biedermeier, Familie, Geschichte, Männlichkeit, Posthum, Trauma, Versepos

Caroline Auguste Fischer (geb. Venturini, 1764–1842): Die Honigmonathe 

Der kryptonym veröffentlichte polyperspektivische Briefroman thematisiert die um 1800 üblichen Geschlechterbeziehungen kritisch: Zwei antagonistische Frauenfiguren werden durch zwei männliche Protagonisten ergänzt. Bemerkenswert ist das von Wilhelmine entworfene Lebensmodell einer Ehe auf Zeit. 2 Bände. (Carola Hilmes)

Erscheinungsjahr: 1802

Begriff: Brief, Briefroman, Ehe, Emanzipationsgeschichte, Empfindsamkeit, Geschlechterstereotypen, Konvenienzehe, Kryptonym, Männlichkeit, polyperspektivischer Briefroman, Roman, Weiblichkeit

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