1894

Jenny Hirsch (1829–1902, Pseudonyme Fritz Arnefeldt, J. N. Heynrichs, Franz von Busch): Der Amerikaner (1894) 

Im Mittelpunkt steht der wohlhabende US-Amerikaner Rowland Porter, der auf einer Bahnfahrt einer jungen, relativ unscheinbaren Frau begegnet, die ihn aber durch ihr Auftreten und durch ihre Klugheit beeindruckt. Er verliert sie jedoch aus dem Blick, trifft in Berlin eine Bankiersfamilie und begegnet innerhalb der Familie erneut der jungen Frau. Hirsch setzt sich im Roman mit Bildungsfragen, Forderungen der Frauenbewegung, weiblicher Selbstständigkeit sowie Erwerbstätigkeit auseinander. (Jana Mikota) 

Erscheinungsjahr: 1894

Begriff: Frauenbewegung, Konvenienzehen, Statusehen, Weibliche Berufstätigkeit

Juliane Dery (1864–1899): D’Schand. Volksstück in sechs Bildern.

Marie, die Tochter eines Schlossermeisters, wird von dem reichen Georg verführt und bekommt ein Kind von ihm. Eigentlich sollte Georg für seinen Freund, den Kunstschlosser Urban, um sie werben. Urban will sie nun nicht mehr heiraten, weil sie uneheliche Mutter ist. Erst als das Kind stirbt, ist ihre Ehre wiederhergestellt („ein tot’s Kind schreit net“). Das naturalistische Dialektstück verdeutlicht die Situation der unehelichen Mutter, die trotz Liebe nicht geheiratet werden kann. (Annette Kliewer)

Erscheinungsjahr: 1894

Begriff: Dialekt, Drama, Ehe, Kunst, Liebe, Naturalismus, Sexualität, Uneheliche Mutterschaft

Minna Kautsky (geb. Jaich, 1837–1912): Helene

In diesem dreiteiligen Bildungsroman mit weiblicher Hauptfigur fokussiert Kautsky verschiedene zeitgenössische Diskurse wie jenen um die Frauenfrage bzw. das nervöse/ hysterische Geschlecht sowie den Klassenkampf. Helene wird jung und unaufgeklärt verheiratet, leidet unter der Ehe und am Tod des Kindes. „Gesund wird sie durch ihren Einsatz für bürgerliche Ideale. Herausgestellt wird die These, dass die gesellschaftliche Unterdrückung der bürgerlichen Frau zu nervlicher Schwäche führt. Das Proletariat wird als ,gesunder’ Gegenentwurf etabliert. (Iris Schäfer)

Erscheinungsjahr: 1894

Begriff: Bürgertum, Bildung, Bildungsroman, Ehe, Erschöpfung, Erwerbsarbeit, Frauenbildung, Frauenrechte, Identitätssuche, Krankheit, Mutterschaft, Politik, Roman, sexuelle Gewalt, Tod

Hedwig Dohm (geb. Schlesinger, 1831–1919): Werde, die du bist

Die Novelle besteht aus einer kurzen Rahmenerzählung aus der Perspektive des behandelnden Arztes in einer Psychiatrie und einer längeren Binnenerzählung in Form eines Tagebuchs. Darin reflektiert die Protagonistin – eine ältere, verwitwete Frau – ihr durch Fremdbestimmung geprägtes Leben und erzählt von ihren Selbstfindungsversuchen u.a. auf einer Italienreise. (Mareike Brandtner)

Erscheinungsjahr: 1894

Begriff: Alter, Emanzipation, Erzählung, Frühe Moderne, Geschlechterrollenkritik, Mutterschaft, Novelle, Psychiatrie, Selbstfindung, Tagebuch, Tod, Witwenschaft

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