Else Jerusalem (geb. Elsa Kotànyi, 1876–1943): Der heilige Skarabäus. Prostituierten-Roman 

In dem 700-seitigen Roman kritisiert die Autorin die Kasernierung der Prostituierten im Kaiserreich, dabei setzt sie sich auch von den Stereotypen ab, die naturalistische Schriftsteller entwarfen. Milada wächst mit ihrer Mutter im Milieu auf und wird selbst zur Prostituierten, die sich aber als Besitzerin eines Bordels hocharbeitet. Sie verliebt sich in einen Freier, der ihr die Heirat verspricht. Als sie merkt, dass auch er sie nur ausnutzen möchte, lässt sie sich von seinem Vater eine hohe Summe auszahlen, um die unstandesgemäße Verbindung aufzulösen und eröffnet auf dem Land ein Asyl für Kinder aus ihrem Milieu. Der „Unsittenroman“ wurde mit einem Skandal aufgenommen, hatte bis 1911 rund 22 Auflagen, wurde 1928 verfilmt und 1933 verboten. (Annette Kliewer) 

Erscheinungsjahr: 1909

Begriff: Doppelmoral, Geld, Prostitution, Roman

Grete Meisel-Heß (1879–1922): Fanny Roth. Eine Jung-Frauengeschichte 

Fanny Roth ist eine begabte Geigerin, sie verliebt sich in einen etwas banalen reichen Mann, den sie kurz darauf heiratet. Sie merkt schnell, dass er erwartet, dass sie ihre Kunst aufgeben soll, um nur für ihn da zu sein. Sie verlässt ihn schließlich, weil sie Angst davor hat, schwanger zu werden und sich damit für immer an ihn zu binden. Die jüdische Autorin aus Österreich lässt in die Novelle auch ihre Untersuchungen zur Sexualwissenschaft einfließen, was damals als skandalös galt. (Annette Kliewer) 

Erscheinungsjahr: 1902

Begriff: Ehe, Kunst, Musik, Novelle, Weibliche Berufstätigkeit

Gabriele Tergit (Pseudonym für Elise Reifenberg, geb. Elise Hirschmann, 1894–1982): Käsebier erobert den Kurfürstendamm

Der Zeitroman beschreibt die Korruption und den Niedergang der Weimarer Republik: Käsebier, ein Volkssänger, wird von einem Journalisten „entdeckt“. Ganz Berlin macht nun Geschäfte mit ihm. Die Journalistin Tergit kennt den Kulturbetrieb der späten 20er Jahre von innen und karikiert ihn in neusachlicher Manier. (Annette Kliewer) 

Erscheinungsjahr: 1931

Begriff: Mediengeschichte, Neue Sachlichkeit, Reklame, Roman, Weimarer Republik

Ernst Rosmer (Pseudonym für Elsa Bernstein, 1866–1949): Wir Drei. Fünf Akte 

Der erfolglose Schriftsteller Richard Ebender verlässt seine Frau Agnes, die er für intellektuell anspruchslos hält, weil er sich in die selbstbewusste Schriftstellerin Sascha Korff verliebt. Diese lehnt ab, auch weil sie die schwangere Agnes bei sich aufgenommen hat. Das Drama nimmt kritisch Bezug auf Ibsens „Rosmersholm“ und Hauptmanns „Einsame Menschen“. (Annette Kliewer)

Erscheinungsjahr: 1893

Begriff: Drama, Dreierbeziehung, Kunst, Mutterschaft, Naturalismus, Weibliche Berufstätigkeit

Caroline de la Motte Fouqué (geb. von Briest, verheiratete von Rochow, wiederverheiratete de la Motte Fouqué, 1773–1831): Magie der Natur. Eine Revolutionsgeschichte 

Der komplex erzählte zeitdiagnostische Roman verbindet Fragen des sozialen Zusammenhalts und der Geschlechterbestimmung mit geschichtsphilosophischen Positionen. Die Französische Revolution dient Fouqué als Ausgangspunkt, um am Leitfaden des Lebens (und Liebens) einer adeligen Familie, die aus Frankreich fliehen muss, Stellung zu Problembereichen der Stabilität einer ‚natürlichen‘ Ordnung trotz staatlicher und gesamtgesellschaftlicher Umbrüche zu beziehen. Der Text fußt auf romantischen Wissensdiskursen und bahnt mit seinen klarsichtig-idealen Protagonistinnen gleichzeitig einer realistischen Erzählpraxis den Weg. (Frederike Middelhoff) 

Erscheinungsjahr: 1812

Begriff: (romantische) Liebe, Adel, Arbeit, Ehe, Exil, Familie, Familienroman, Fluchtmigration, Französisch, Französische Revolution, Gender, Geschichte, historischer Roman, Liebe, Magnetismus, realistisch, Revolution, Roman, Romantik

Klara Viebig (1860–1952): Barbara Holzer. Schauspiel in drei Akten

Die Magd Barbara Holzer ist unehelich schwanger von Lorenz, dem Sohn ihres Herrn. Der Vater will seinen Sohn zu der Ehe mit einer reichen Bauerstochter zwingen, um seinen verschuldeten Hof zu retten. Barbara bringt ihr Kind in der sagenumwobenen Genoveva-Höhle zur Welt. Lorenz wagt es nicht, sich gegen seinen Vater durchzusetzen und versucht, Barbara das Kind abzunehmen. Sie bringt ihn darauf aus Notwehr um und wird festgenommen. (Annette Kliewer) 

Erscheinungsjahr: 1897

Begriff: Drama, Ehe, Heimatliteratur, soziale Konflikte, Uneheliche Mutterschaft

Klara Viebig (1860–1952): Es lebe die Kunst!

Elisabeth Reinharz kommt vom Land nach Berlin und findet dort zunächst Erfolg. Als sie aber einen biederen Buchhalter heiratet, versagt sie und zweifelt selbst an ihrem Können. Sie erstarrt und entdeckt ihre Gefühle erst, als ihr Kind erkrankt, das sie fast der Kunst geopfert hätte. Völlige Gesundung erlangt sie erst wieder, als sie in ihr Heimatdorf zurückkehrt. Der Roman stellt die Doppelrolle der Frau zwischen Haushalt/Kindererziehung und Beruf/Kunst eindrücklich dar, kommt aber zu einer konservativen Bewertung der eigenen Tätigkeit der Autorin. (Annette Kliewer) 

Erscheinungsjahr: 1899

Begriff: Alter, Beruf, Berufstätigkeit der Frau, Erziehung, Heimat, Heimatliteratur, Kritik an der Stadt, Kunst, Mutterschaft, Roman

Margarethe Elisabeth Milow (1748–1794): Mein Leben. Ein Vermächtnis für meinen Mann und meine Kinder

In den Jahren 1778 bis 1794 sukzessive entstandene autobiografische Schrift der Hamburger Kaufmannstochter Margarethe Elisabeth Milow geb. Hudtwalcker. Der formal heterogene Text rekurriert einerseits auf Modelle der Bekehrungsautobiografie sowie der Chronik und des Hausbuches, nimmt andererseits aber auch Impulse aus der Romanliteratur der Zeit auf (insb. Briefroman). U.a. schildert Milow spezifisch weibliche Erfahrungen wie Niederkünfte und eine Brustkrebsoperation. (Vera Viehöver)

Erscheinungsjahr: 1794/1987; erw. Neuedition 1993

Begriff: Autobiografie, autobiografisch, Bekehrungsautobiografie, Brief, Briefroman, Brustkrebs, Chronik, Ehe, Hamburg, Hausbuch, Mutterschaft, Protestantismus, Religion, Roman

Hedwig Dohm (geb. Schlesinger, 1831–1919): Die Antifeministen. Ein Buch der Verteidigung

Hedwig Dohm, die dem radikalen Flügel der bürgerlichen Frauenbewegung zuzurechnen ist, entlarvt in ihren bissigen Essays die sogenannte Natur der Frau als soziales Konstrukt und formuliert eine radikale Kritik am Geschlechterdualismus. Damit wehrt sie sich gegen die Antifeministen ihrer Zeit, eine Übertragung auf die heutigen Anti-Genderisten liegt nahe. Satirisch greift sie das Denken und die Sprache ihrer Gegner auf und treibt sie ad absurdum. (Annette Kliewer)

Erscheinungsjahr: 1902

Begriff: Antifeminismus, Essay, Essentialismus, Feminismus, Frauenbewegung, Gender, Satire, Sprache

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