In einen Erzählrahmen eingebettete gelehrte Konversationen einer vornehmen Gesellschaft, bei denen hauptsächlich Frauen zu Wort kommen. Themen wie gesellschaftliches Verhalten, Kindererziehung und Tugendlehre wechseln sich mit medizinischen und naturwissenschaftlichen Exkursen ab, die das breite heilkundige Wissen der Autorin demonstrieren. Die Conversations Gespräche zeichnen das Ideal der gebildeten Frau, die dem Mann in gelehrten Diskursen ebenbürtig, wenn nicht gar überlegen ist. (Nathalie Emmenegger)
Erscheinungsjahr: 1696
Begriff: Barock, Erzählung, Erziehung, Frauenbildung, Gespräch, Medizin, Wissenschaft
Posthum erschienene Sammlung der Werke der als ‚pommersche Sappho‘ gerühmten Sibylla Schwarz, die die Dichterin nicht nur im versierten Umgang mit der abendländischen Tradition (Petrarkismus, Schäferdichtung u.a.) zeigt, sondern auch als innovative Opitzianerin der ersten Stunde. Enthalten sind Kasualgedichte, selbständige Lyrik, ein Dramenfragment, geistliche Dichtung sowie poetologische Korrespondenz. (Klaus Birnstiel)
Erscheinungsjahr: 1650
Begriff: Fragment, Kasualdichtung, Lyrik, Opitz-Rezeption, Petrarkismus, Posthum, Sonett
Therese Hubers in Frankreich spielender Roman, der zunächst unter dem Namen ihres Ehemannes erschien, verbindet eine Familiengeschichte mit Ereignissen der Französischen Revolution. Die Protagonistin Sara Seldorf durchläuft eine Entwicklung von der verfolgten Unschuld zur Kämpferin für Freiheit und Gleichheit; als Soldat verkleidet schließt sie sich der Revolutionsarmee an. Der Roman reflektiert kritisch auf Geschlechterrollen und etablierte Auffassungen von Privatheit und Öffentlichkeit, Liebe und Freundschaft, Politik und Moral sowie auf die zeitgenössische politische Situation. (Kathrin Schödel)
Erscheinungsjahr: 1795
Begriff: Ehe, Familie, Französisch, Freiheit, Geschichte, Geschlechterrollen, Geschlechterrollenkritik, Liebe, Politik, Revolution, Roman
Eine vor allem aus der Perspektive des Vaters erzählte Geschichte, die am Beispiel seiner Tochter Julchen von den Gefahren der französisch geprägten Mädchenerziehung in der Stadt erzählt. Der anonym publizierte, damals sehr erfolgreiche ‚Erziehungsroman‘ kann gegen den Strich gelesen werden. (Carola Hilmes)
Erscheinungsjahr: 1784 (3. leicht veränderte und um einen 2. Band erweiterte Auflage ohne Untertitel 1798)
Begriff: anonym, Bildungsroman, Empfindsamkeit, Erziehung, Französisch, Geschichte, Kritik an bürgerlichen Geschlechtscharakteren, Lesesuchtdebatte, Roman, weiblicher Bildungsroman
Briefsammlung, in der die antike Gattung des Jenseitsbriefs in die aufklärerische, am Gespräch orientierte ‚natürliche‘ Briefpoetik übersetzt wird. In der Spannung der Fiktion körperloser Seelen und deren sinnlich-diesseitiger Form, sich ihrem leibhaftigen Gegenüber mitzuteilen, wird ein neuartiger Sprachgestus der Empfindsamkeit entwickelt. (Christiane Holm)
Erscheinungsjahr: 1759
Begriff: Brief, Briefe, Empfindsamkeit, Gespräch, Jenseits, Körper, Leiblichkeit, Posthum, Religion
Gedichtsammlung, die aus weiblicher Perspektive die typischen anakreontischen Motive ‚Wein, Weib und Gesang’ inszeniert. Kennzeichnend für die Texte ist ein ironischer Stil, scherzhafter Ton und die Pointe. Dabei tritt die Dichterin mit den männlichen Kollegen Gleim, Fontenelle und anderen in einen Dialog, indem sie teilweise ironisch-satirische ‚Antworten’ auf deren Gedichte formuliert. (Katharina Worms)
Erscheinungsjahr: 1751/1753
Begriff: Anakreontik, Dialog, Emanzipation, Frühaufklärung, Lyrik
Wahrscheinlich erster deutschsprachig im Druck vorliegender Dialog zwischen Kind und Mutter in der seit dem Mittelalter geläufigen kinder- und jugendliterarischen Tradition der didaktischen Lehrgespräche, praktische Anleitung zum christlichen Leben, wendet sich scharf gegen kirchliche und weltliche Obrigkeit, in Einklang mit mystischen, zeitgenössisch als Häresie verfolgten Glaubensrichtungen, stilistisch außerhalb der in Opitz’ Buch der deutschen Poeterey (1624) kondensierten Konzeption vermeintlich idealtypischer Barocklyrik stehend, mehrfach neu aufgelegt, zuletzt 1720 als Prosafassung ohne Nennung der Autorin. (Charlotte Coch)
Erscheinungsjahr: 1628 Erstdruck (o.Ort; o.Verl.;1650 wiederveröffentlicht in den Poemata; 1698 und 1720 Prosafassungen ohne Verf.nennung
Begriff: Alter, Barock, Dialog, Ehe, Gender, Gespräch, Gott, Kinderperspektive, Lyrik, Mutterschaft, Mystik, Prosa, Witwenschaft
Der autofiktionale Roman handelt von der Suche einer non-binären Hauptfigur nach einer eigenen Geschichte und Identität, die sich inhaltlich in einer Beschäftigung mit Fragen der Herkunft (frauenbasierte Stammbäume, u.a. Hexen- und Baumchroniken, Bildungs(un)gerechtigkeit und emanzipatorisches Schreiben) und formal als fluider, mehrsprachiger ,Textkörper‘ manifestiert. (Natalie Moser)
Erscheinungsjahr: 2022
Begriff: Autofiktion, autofiktional, Bildung, Familienroman, Gegenwartsliteratur, Gender, Geschichte, Identitätssuche, Körper, Non-Binarität, Roman, Sexismus
Der Debütroman schildert aus Perspektive der PoC-Protagonistin, rassistische und häusliche Gewalterfahrung in der Kindheit und Jugend sowie sexualisierte Gewalt als Erwachsene in einer heterosexuellen Partnerschaft. Zugleich beschreibt er die Lösungsversuche der Protagonistin aus den Abhängigkeitsverhältnissen. (Marcella Fassio)
Erscheinungsjahr: 2021
Begriff: Alter, Debüt, Familie, Gewalt, Mutterschaft, Rassismus, Roman, Sexismus
Roman, der vier Ada-Figuren aus dem vorkolonialen Ghana, aus London im 19. Jahrhundert (mit der historischen Figur Ada Lovelace), dem KZ Mittel-Bau Dora sowie dem gegenwärtigen Berlin in „Schleifen” miteinander verbindet. Ein sprechendes Wesen (einmal Besen, Türknauf oder Pass) sorgt für Kontinuität und Bruch zugleich. Im Zentrum stehen Ausbeutung, historisches Erbe, Tod und mit einer angekündigten Geburt: die Zukunft. (Martina Wernli)
Erscheinungsjahr: 2021
Begriff: Geburt, Hunger, Kolonialismus, KZ, Mathematik, Nationalsozialismus, Rassismus, Roman, Tod