Autorenname: Fabienne Walker

Ottilie Wildermuth (1817–1877): Bilder und Geschichten aus Schwaben (2 Bde.)

Dieses Werk machte Ottilie Wildermuth im ganzen deutschsprachigen Raum berühmt. Ihre schonungslos ehrlichen Schilderungen aus dem Alltag des württembergischen Bildungsbürgertums geben bis heute wertvolle und amüsante Einblicke in das kleinstädtische Leben Alt-Württembergs. Vielfach beschrieb Wildermuth das Leben ihrer Vorfahrinnen, indem sie auf tradierte Familienerzählungen zurückgriff. Zwei Zyklen aus dem Werk, Schwäbische Pfarrhäuser und Hagestolze, wurden 1908 sogar in „Reclams Universalbibliothek“ aufgenommen. (Jonathan Schilling)

Erscheinungsjahr: 1852 (Bd. 1), 1854 (Bd. 2)

Begriff: Bürgertum, Bestseller, Bildung, Bildungsbürgertum, Dorfgeschichte, Erzählung, Erzählungen, Familie, Genrebilder, Geschichte, Ständegesellschaft, Württemberg

Caroline von Wolzogen (1763–1847): Der leukadische Fels

Das Dramenfragment in Blankversen erschien anonym in Schillers Neuer Thalia. Die Protagonistin Lidia ist zwar verliebt, doch soll sie eine von ihrem Vater initiierte Ehe mit einem anderen Mann eingehen. Dieser Eheschließung sich widersetzend und in dem falschen Glauben, dass ihr Geliebter ihre Gefühle nicht erwidert, will sie ihr gebrochenes Herz – wie dem antiken Stoff zufolge Sappho – durch den Sprung vom Felsen Leukade erlösen. Noch bevor sie dies in die Tat umsetzen kann, bricht der Dramentext ab, über dessen Ausgang sich die Autorin nie äußerte. Reich an intertextuellen Verweisen auf antike wie zeitgenössische Vorlagen stellt der Text eines der wenigen klassizistischen Dramen von Frauen aus der Zeit der Weimarer Klassik dar. (Delf Lützen)

Erscheinungsjahr: 1792

Begriff: anonym, Antikenrezeption, Drama, Ehe, Fragment, Liebe, Liebesbeziehung, Weimarer Klassik

Amalie von Imhoff (später von Helvig, 1776–1831): Die Schwestern von Lesbos

Das zuerst in Schillers Musen-Almanach auf das Jahr 1800 kryptonym veröffentlichte, 1801 bei August Hermann d. J. eigenständig erschienene und mehrfach nachgedruckte Versepos in Hexametern nimmt das antike Lesbos zum Schauplatz einer weiblichen Utopie. Dort darf sich stets nur die älteste Tochter einen Ehemann erwählen, erben und als einzige eine Mitgift in die Ehe einbringen, wohingegen Söhne häufig die Insel verlassen. Hiermit bricht die in ein Liebesdreieck verstrickte Protagonistin, entsagt der eigenen Liebe und überlässt ihrer jüngeren Schwester ihren Verlobten. Das Werk wurde von Goethe und Schiller maßgeblich für ihre Debatte über den Dilettantismus verwendet. (Delf Lützen)

Erscheinungsjahr: 1799

Begriff: Ehe, Familie, Gesellschaftliche Normen, Idylle, Kryptonym, Liebe, Liebesbeziehung, Utopie, Versepos, Weimarer Klassik

Ruth Bré (Pseudonym für Elisabeth Bouness, auch Bouneß oder Bonnes, alias Elisabeth Michael, 1862–1910): Die Frau an der Jahrhundertwende

Das Drama ist zu einer Jahrhundertfeier im Provinzial-Lehrerinnen-Verein geschrieben worden: Das personifizierte 19. Jahrhundert übergibt dem 20. Jahrhundert die Pflicht, sich besser für das Wohl der Frauen einzusetzen, als es selbst es gekonnt hat. Den „alten Frauen“ des 19. Jahrhunderts (dem auf den Mann fixierte Mädchen, der überarbeiteten Hausfrau oder der alten Jungfer) stehen die „neuen Frauen“ des 20. Jahrhunderts gegenüber (der Arbeiterin, der Lehrerin und der Studentin). (Annette Kliewer)

Erscheinungsjahr: 1900

Begriff: Arbeit, Drama, Ehe, Emanzipation, Jahrhundertwende, Provinz, Pseudonym, Utopie

Ruth Bré (Pseudonym für Elisabeth Bouness, auch Bouneß oder Bonnes, alias Elisabeth Michael, 1862–1910): Ecce mater. (Siehe eine Mutter!)

Helene ist Grundschullehrerin und wird schwanger. Deshalb muss sie ihre Arbeit aufgeben. Statt sich mit einem Kollegen zu verheiraten, entscheidet sie sich für ein Leben als uneheliche Mutter und Journalistin. Der Roman ist ein Plädoyer für die freie Ehe und Mutterschaft im Sinne einer Wiedereinführung des „Mutterrechts“, wie es Bré im Matriarchat verwirklicht sieht. (Annette Kliewer)

Erscheinungsjahr: 1905

Begriff: Arbeit, Berufstätigkeit, Ehe, Mutterrecht, Mutterschaft, Pseudonym, Roman

Helene Böhlau (verh. al Raschid Bey, 1856–1940): Der Rangierbahnhof

Die Malerin Olly kämpft gegen das klassische Frauenideal an, ihr Mann Gastelmeier, ebenfalls Maler, doch mit traditionellem Kunstverständnis, sehnt sich nach einem traditionellen Familienidyll. Olly fürchtet sich vor einem Kind, das sie bei ihrer künstlerischen Betätigung stören könnte. Der Roman spielt im Münchner Bohème-Milieu der Jahrhundertwende und war einer der großen Erfolge der frauenbewegten Autorin. (Annette Kliewer)

Erscheinungsjahr: 1896

Begriff: Beruf, Ehe, Familie, Jahrhundertwende, Kunst, Mutterschaft, Roman, Selbstverwirklichung

Elsa Asenijeff (1868–1941): Tagebuchblätter einer Emanzipierten

Eine Frau lässt sich scheiden und beginnt ein Studium in Leipzig. Ihre Gedanken werden in einem Tagebuch festgehalten, wobei die Autorin gesellschaftskritisch auf die Situation der Geschlechter eingeht. Das Buch wurde als Antwort auf das Pamphlet „Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes“ (1900) von Paul Julius Möbius gesehen. Autobiografische Bezüge zu Asenijeffs eigenem Leben sind verarbeitet. (Annette Kliewer)

Erscheinungsjahr: 1902

Begriff: Arbeit, autobiografisch, Bildung, Ehe, Emanzipation, Sexualität, Studium, Tagebuch, Vergewaltigung

Elsa Asenijeff (1868–1941): Ist das die Liebe? Kleine psychologische Erzählungen und Betrachtungen

In kurzen Prosaskizzen kritisiert die Autorin die Mädchenerziehung, die dazu führt, dass Frauen nur für die Bedürfnisse ihrer künftigen Ehemänner abgerichtet werden und keine wirkliche Bildung erlangen. Damit wird die bürgerliche Doppelmoral kritisiert, die von den Männern sexuelle Erfahrungen erwartet, den Frauen aber abverlangt, dass sie keusch in die Ehe gehen. Die Beziehungen zwischen den Geschlechtern müssen daher scheitern. Asenijeff war die Muse und Geliebte des Künstlers Max Klinger, ihre Schriften wurden meistens übersehen. (Annette Kliewer)

Erscheinungsjahr: 1896

Begriff: Bildung, Doppelmoral, Ehe, Erzählung, Erzählungen, Erziehung, Gericht, Liebe, Mädchenbildung, Prosa, Sexualität, Vergewaltigung

Anne Conway (1631–1679): The Principles of the Most Ancient and Modern Philosophy

Conways posthum erschienenes Werk entwickelt eine bahnbrechende Ontologie, derzufolge Körper und Geist nur graduell, nicht kategoriell verschiedenen sind: Es handelt sich nicht um getrennte Substanzen, sondern nur um unterschiedene Modalitäten einer Substanz, der alles Irdische zugehört. Auf der Welt gibt es demnach weder etwas bloß Körperliches noch einen unverkörperten Geist. (Jonas Heller)

Erscheinungsjahr: 1690

Begriff: Idealismus und Materialismus, Körper, Leben der Materie, Menschen, Nicht-dualistische Ontologie, Pflanzen, Post-Cartesianismus, Posthum, Steine, Substanz, Theologie, Tiere

Christa Wolf (1929–2011): Medea. Stimmen

In ihrer Bearbeitung des Medea-Stoffs knüpft Wolf an seit der Antike vergessene Versionen des Mythos an, in denen Medea nicht als Mörderin ihrer Kinder erscheint. Gegen die dominante Vorstellung einer gewaltsamen und wahnhaften Medea schreibt Wolf an, indem sie erzählt, wie dieser Mythos entstand: Die im Roman zu Wort kommenden Stimmen machen die fremden- und frauenfeindlichen Gründe transparent, die zum kanonischen Medea-Mythos führten. (Jonas Heller)

Erscheinungsjahr: 1996

Begriff: Arbeit, Emanzipation, Gewalt, Misogynie, Misogynie-Kritik, Mythenkorrektur, Mythenrezeption, Roman

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