Autorenname: Fabienne Walker

Jenny Hirsch (1829–1902, Pseudonyme Fritz Arnefeldt, J. N. Heynrichs, Franz von Busch): Der Amerikaner (1894) 

Im Mittelpunkt steht der wohlhabende US-Amerikaner Rowland Porter, der auf einer Bahnfahrt einer jungen, relativ unscheinbaren Frau begegnet, die ihn aber durch ihr Auftreten und durch ihre Klugheit beeindruckt. Er verliert sie jedoch aus dem Blick, trifft in Berlin eine Bankiersfamilie und begegnet innerhalb der Familie erneut der jungen Frau. Hirsch setzt sich im Roman mit Bildungsfragen, Forderungen der Frauenbewegung, weiblicher Selbstständigkeit sowie Erwerbstätigkeit auseinander. (Jana Mikota) 

Erscheinungsjahr: 1894

Begriff: Frauenbewegung, Konvenienzehen, Statusehen, Weibliche Berufstätigkeit

Adrienne Thomas (1897–1980): Die Katrin wird Soldat

Mit diesem Roman ist Adrienne Thomas ein Bestseller gelungen, der von der Kritik gelobt und in 16 Sprachen übersetzt wurde. Im Mittelpunkt steht die Jüdin Katrin, die ihre Erfahrungen vor und während des Ersten Weltkrieges in Elsaß-Lothringen in einem Tagebuch festhält. Sie wächst im wohlhabenden Umfeld auf, meldet sich als freiwillige Rotkreuzhelferin und erlebt die Brutalität des Krieges. Der Roman endet mit ihrem Tod 1916. (Jana Mikota) 

Erscheinungsjahr: 1930

Begriff: Erster Weltkrieg, Judentum, Mädchenroman, Tagebuchroman

Benedikte Naubert (1752–1819): Die Weiße Frau

Nauberts Kunstmärchen knüpft an die didaktischen Märchen der Spätaufklärung an, die sie mit Elementen des historischen Romans modernisiert. Eine Schauergeschichte entspinnt sich auf der Grundlage einer überlieferten Chronik: Die Protagonistin erforscht darin die Geschichte eines Schlossgespensts, um zu verhindern, dass ihre Urahnin weiter die Liebhaber späterer Generationen hinwegrafft. Der Clou: Hauptfigur sowie das alte Gespenst heißen „die blonde Bertha“ und kämpfen in ihrer ‚Waldeinsamkeit‘ gegen den Wahnsinn an. Naubert gibt sich als direkte Impulsgeberin der Frühromantik zu erkennen, ob von Tiecks „Blondem Eckbert“ oder den Romanen Walter Scotts, der sich explizit auf sie beruft. (Raphael Stübe) 

Erscheinungsjahr: 1792

Begriff: Erzählungen, Geister, historischer Roman, Horror, Märchen, Romantik, Sagen, Schauergeschichte, Spätaufklärung, Waldeinsamkeit

Else Jerusalem (geb. Elsa Kotànyi, 1876–1943): Venus am Kreuz  

Die 80-seitige Novelle stellt den physischen und psychischen Verfall der Prostituierten Garda dar, der es nicht gelingt, sich aus ihrem Beruf zu befreien. Es gibt keine kausal- oder chronologisch kohärente Handlung, sondern assoziative Zeitsprünge und eine oft auf Andeutungen beschränkte Realitätswiedergabe, so dass es für die Leser*innen schwierig ist, zwischen Gardas Wahnvorstellungen und der Wirklichkeit zu unterscheiden. Dabei werden intertextuelle Bezüge zu Sacher-Masochs „Venus im Pelz“, aber auch christlichen Passionsvorstellungen hergestellt und das Thema der weiblichen Hysterie aufgegriffen. Die Schreibart verweist mit der Auflösung des weiblichen Subjekts auf die postmodernen Weiterentwicklungen. (Annette Kliewer) 

Erscheinungsjahr: 1899

Begriff: Doppelmoral, Hysterie, Ich-Verlust, Novelle, Prostitution, Wahnsinn

Else Jerusalem (geb. Elsa Kotànyi, 1876–1943): Der heilige Skarabäus. Prostituierten-Roman 

In dem 700-seitigen Roman kritisiert die Autorin die Kasernierung der Prostituierten im Kaiserreich, dabei setzt sie sich auch von den Stereotypen ab, die naturalistische Schriftsteller entwarfen. Milada wächst mit ihrer Mutter im Milieu auf und wird selbst zur Prostituierten, die sich aber als Besitzerin eines Bordels hocharbeitet. Sie verliebt sich in einen Freier, der ihr die Heirat verspricht. Als sie merkt, dass auch er sie nur ausnutzen möchte, lässt sie sich von seinem Vater eine hohe Summe auszahlen, um die unstandesgemäße Verbindung aufzulösen und eröffnet auf dem Land ein Asyl für Kinder aus ihrem Milieu. Der „Unsittenroman“ wurde mit einem Skandal aufgenommen, hatte bis 1911 rund 22 Auflagen, wurde 1928 verfilmt und 1933 verboten. (Annette Kliewer) 

Erscheinungsjahr: 1909

Begriff: Doppelmoral, Geld, Prostitution, Roman

Grete Meisel-Heß (1879–1922): Fanny Roth. Eine Jung-Frauengeschichte 

Fanny Roth ist eine begabte Geigerin, sie verliebt sich in einen etwas banalen reichen Mann, den sie kurz darauf heiratet. Sie merkt schnell, dass er erwartet, dass sie ihre Kunst aufgeben soll, um nur für ihn da zu sein. Sie verlässt ihn schließlich, weil sie Angst davor hat, schwanger zu werden und sich damit für immer an ihn zu binden. Die jüdische Autorin aus Österreich lässt in die Novelle auch ihre Untersuchungen zur Sexualwissenschaft einfließen, was damals als skandalös galt. (Annette Kliewer) 

Erscheinungsjahr: 1902

Begriff: Ehe, Kunst, Musik, Novelle, Weibliche Berufstätigkeit

Gabriele Tergit (Pseudonym für Elise Reifenberg, geb. Elise Hirschmann, 1894–1982): Käsebier erobert den Kurfürstendamm

Der Zeitroman beschreibt die Korruption und den Niedergang der Weimarer Republik: Käsebier, ein Volkssänger, wird von einem Journalisten „entdeckt“. Ganz Berlin macht nun Geschäfte mit ihm. Die Journalistin Tergit kennt den Kulturbetrieb der späten 20er Jahre von innen und karikiert ihn in neusachlicher Manier. (Annette Kliewer) 

Erscheinungsjahr: 1931

Begriff: Mediengeschichte, Neue Sachlichkeit, Reklame, Roman, Weimarer Republik

Ernst Rosmer (Pseudonym für Elsa Bernstein, 1866–1949): Wir Drei. Fünf Akte 

Der erfolglose Schriftsteller Richard Ebender verlässt seine Frau Agnes, die er für intellektuell anspruchslos hält, weil er sich in die selbstbewusste Schriftstellerin Sascha Korff verliebt. Diese lehnt ab, auch weil sie die schwangere Agnes bei sich aufgenommen hat. Das Drama nimmt kritisch Bezug auf Ibsens „Rosmersholm“ und Hauptmanns „Einsame Menschen“. (Annette Kliewer)

Erscheinungsjahr: 1893

Begriff: Drama, Dreierbeziehung, Kunst, Mutterschaft, Naturalismus, Weibliche Berufstätigkeit

Caroline de la Motte Fouqué (geb. von Briest, verheiratete von Rochow, wiederverheiratete de la Motte Fouqué, 1773–1831): Magie der Natur. Eine Revolutionsgeschichte 

Der komplex erzählte zeitdiagnostische Roman verbindet Fragen des sozialen Zusammenhalts und der Geschlechterbestimmung mit geschichtsphilosophischen Positionen. Die Französische Revolution dient Fouqué als Ausgangspunkt, um am Leitfaden des Lebens (und Liebens) einer adeligen Familie, die aus Frankreich fliehen muss, Stellung zu Problembereichen der Stabilität einer ‚natürlichen‘ Ordnung trotz staatlicher und gesamtgesellschaftlicher Umbrüche zu beziehen. Der Text fußt auf romantischen Wissensdiskursen und bahnt mit seinen klarsichtig-idealen Protagonistinnen gleichzeitig einer realistischen Erzählpraxis den Weg. (Frederike Middelhoff) 

Erscheinungsjahr: 1812

Begriff: (romantische) Liebe, Adel, Arbeit, Ehe, Exil, Familie, Familienroman, Fluchtmigration, Französisch, Französische Revolution, Gender, Geschichte, historischer Roman, Liebe, Magnetismus, realistisch, Revolution, Roman, Romantik

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