Amalie von Imhoff (später von Helvig, 1776–1831): Die Schwestern von Lesbos
Das zuerst in Schillers Musen-Almanach auf das Jahr 1800 kryptonym veröffentlichte, 1801 bei August Hermann d. J. eigenständig erschienene und mehrfach nachgedruckte Versepos in Hexametern nimmt das antike Lesbos zum Schauplatz einer weiblichen Utopie. Dort darf sich stets nur die älteste Tochter einen Ehemann erwählen, erben und als einzige eine Mitgift in die Ehe einbringen, wohingegen Söhne häufig die Insel verlassen. Hiermit bricht die in ein Liebesdreieck verstrickte Protagonistin, entsagt der eigenen Liebe und überlässt ihrer jüngeren Schwester ihren Verlobten. Das Werk wurde von Goethe und Schiller maßgeblich für ihre Debatte über den Dilettantismus verwendet. (Delf Lützen)