Ehe

Adele Gerhard (1868–1956): Pilgerfahrt.

Magdalena studiert gegen den Willen ihres Vater Volkswirtschaft in Zürich. Sie entdeckt aber, dass sie als Schriftstellerin glücklicher ist. Sie reist nach Italien, wo sie sich in Ernst Rumann verliebt. Sie erwartet ein Kind, möchte ihn aber nicht heiraten, sondern ihren Sohn alleine aufziehen. Gerhard stellt in diesem Roman eine für die Jahrhundertwende radikale Frau dar, die sich gegen die Erwartungen der Gesellschaft stellt. (Annette Kliewer)

Erscheinungsjahr: 1902

Begriff: Beruf, Ehe, Jahrhundertwende, Roman, Studium, Uneheliche Mutterschaft

Marieluise Fleißer (1901–1974): Mehlreisende Frieda Geier. Roman vom Rauchen, Sporteln, Lieben und Verkaufen

Ausgehend von autobiografischen Erfahrungen beschreibt die Autorin die Schwierigkeiten von Frauen, ihre Berufstätigkeit mit ihren privaten Beziehungen vereinbaren zu können: Frieda Geier, eine reisende Vertreterin und emanzipierte Frau, verliebt sich in Gust, einen reaktionären Tabakwarenhändler, der sie als Verkäuferin in seinem Geschäft gut brauchen könnte und sie zur Heirat drängen will. Im Umfeld der kleinstädtischen Borniertheit wird ihre Beziehung bald zum Angriffsziel faschistoider Ausgrenzungswünsche. (Annette Kliewer)

Erscheinungsjahr: 1931

Begriff: „Neue Frau“, autobiografisch, Beruf, Berufstätigkeit, Ehe, Liebe, Provinz, Roman, Weibliche Berufstätigkeit, Weimarer Republik

Aimée Duc (Pseudonym für Minna Wettstein, geb. Adelt, 1867–1908?): Sind es Frauen? Roman über das dritte Geschlecht

Der Roman stellt das lesbische Milieu in Zürich und München um die Jahrhundertwende um 1900 dar: Die Russin Minotschka hat eine lesbische Beziehung zu der Deutschen Marta. Diese verlässt sie plötzlich, um zu heiraten. Nach einigen Jahren führt sie der Zufall wieder zusammen und Marta kehrt enttäuscht von der Ehe zu Minotschka zurück. Der Roman ist sowohl dramatische Liebesgeschichte wie politisches Pamphlet für die weibliche Homosexualität. (Annette Kliewer)

Erscheinungsjahr: 1901

Begriff: Drama, Ehe, Geschichte, Homosexualität, Jahrhundertwende, Lesbische Liebe, Liebe, Pseudonym, Roman, Sexualität

Juliane Dery (1864–1899): D’Schand. Volksstück in sechs Bildern.

Marie, die Tochter eines Schlossermeisters, wird von dem reichen Georg verführt und bekommt ein Kind von ihm. Eigentlich sollte Georg für seinen Freund, den Kunstschlosser Urban, um sie werben. Urban will sie nun nicht mehr heiraten, weil sie uneheliche Mutter ist. Erst als das Kind stirbt, ist ihre Ehre wiederhergestellt („ein tot’s Kind schreit net“). Das naturalistische Dialektstück verdeutlicht die Situation der unehelichen Mutter, die trotz Liebe nicht geheiratet werden kann. (Annette Kliewer)

Erscheinungsjahr: 1894

Begriff: Dialekt, Drama, Ehe, Kunst, Liebe, Naturalismus, Sexualität, Uneheliche Mutterschaft

Caroline von Wolzogen (1763–1847): Der leukadische Fels

Das Dramenfragment in Blankversen erschien anonym in Schillers Neuer Thalia. Die Protagonistin Lidia ist zwar verliebt, doch soll sie eine von ihrem Vater initiierte Ehe mit einem anderen Mann eingehen. Dieser Eheschließung sich widersetzend und in dem falschen Glauben, dass ihr Geliebter ihre Gefühle nicht erwidert, will sie ihr gebrochenes Herz – wie dem antiken Stoff zufolge Sappho – durch den Sprung vom Felsen Leukade erlösen. Noch bevor sie dies in die Tat umsetzen kann, bricht der Dramentext ab, über dessen Ausgang sich die Autorin nie äußerte. Reich an intertextuellen Verweisen auf antike wie zeitgenössische Vorlagen stellt der Text eines der wenigen klassizistischen Dramen von Frauen aus der Zeit der Weimarer Klassik dar. (Delf Lützen)

Erscheinungsjahr: 1792

Begriff: anonym, Antikenrezeption, Drama, Ehe, Fragment, Liebe, Liebesbeziehung, Weimarer Klassik

Amalie von Imhoff (später von Helvig, 1776–1831): Die Schwestern von Lesbos

Das zuerst in Schillers Musen-Almanach auf das Jahr 1800 kryptonym veröffentlichte, 1801 bei August Hermann d. J. eigenständig erschienene und mehrfach nachgedruckte Versepos in Hexametern nimmt das antike Lesbos zum Schauplatz einer weiblichen Utopie. Dort darf sich stets nur die älteste Tochter einen Ehemann erwählen, erben und als einzige eine Mitgift in die Ehe einbringen, wohingegen Söhne häufig die Insel verlassen. Hiermit bricht die in ein Liebesdreieck verstrickte Protagonistin, entsagt der eigenen Liebe und überlässt ihrer jüngeren Schwester ihren Verlobten. Das Werk wurde von Goethe und Schiller maßgeblich für ihre Debatte über den Dilettantismus verwendet. (Delf Lützen)

Erscheinungsjahr: 1799

Begriff: Ehe, Familie, Gesellschaftliche Normen, Idylle, Kryptonym, Liebe, Liebesbeziehung, Utopie, Versepos, Weimarer Klassik

Ruth Bré (Pseudonym für Elisabeth Bouness, auch Bouneß oder Bonnes, alias Elisabeth Michael, 1862–1910): Die Frau an der Jahrhundertwende

Das Drama ist zu einer Jahrhundertfeier im Provinzial-Lehrerinnen-Verein geschrieben worden: Das personifizierte 19. Jahrhundert übergibt dem 20. Jahrhundert die Pflicht, sich besser für das Wohl der Frauen einzusetzen, als es selbst es gekonnt hat. Den „alten Frauen“ des 19. Jahrhunderts (dem auf den Mann fixierte Mädchen, der überarbeiteten Hausfrau oder der alten Jungfer) stehen die „neuen Frauen“ des 20. Jahrhunderts gegenüber (der Arbeiterin, der Lehrerin und der Studentin). (Annette Kliewer)

Erscheinungsjahr: 1900

Begriff: Arbeit, Drama, Ehe, Emanzipation, Jahrhundertwende, Provinz, Pseudonym, Utopie

Ruth Bré (Pseudonym für Elisabeth Bouness, auch Bouneß oder Bonnes, alias Elisabeth Michael, 1862–1910): Ecce mater. (Siehe eine Mutter!)

Helene ist Grundschullehrerin und wird schwanger. Deshalb muss sie ihre Arbeit aufgeben. Statt sich mit einem Kollegen zu verheiraten, entscheidet sie sich für ein Leben als uneheliche Mutter und Journalistin. Der Roman ist ein Plädoyer für die freie Ehe und Mutterschaft im Sinne einer Wiedereinführung des „Mutterrechts“, wie es Bré im Matriarchat verwirklicht sieht. (Annette Kliewer)

Erscheinungsjahr: 1905

Begriff: Arbeit, Berufstätigkeit, Ehe, Mutterrecht, Mutterschaft, Pseudonym, Roman

Helene Böhlau (verh. al Raschid Bey, 1856–1940): Der Rangierbahnhof

Die Malerin Olly kämpft gegen das klassische Frauenideal an, ihr Mann Gastelmeier, ebenfalls Maler, doch mit traditionellem Kunstverständnis, sehnt sich nach einem traditionellen Familienidyll. Olly fürchtet sich vor einem Kind, das sie bei ihrer künstlerischen Betätigung stören könnte. Der Roman spielt im Münchner Bohème-Milieu der Jahrhundertwende und war einer der großen Erfolge der frauenbewegten Autorin. (Annette Kliewer)

Erscheinungsjahr: 1896

Begriff: Beruf, Ehe, Familie, Jahrhundertwende, Kunst, Mutterschaft, Roman, Selbstverwirklichung

Elsa Asenijeff (1868–1941): Tagebuchblätter einer Emanzipierten

Eine Frau lässt sich scheiden und beginnt ein Studium in Leipzig. Ihre Gedanken werden in einem Tagebuch festgehalten, wobei die Autorin gesellschaftskritisch auf die Situation der Geschlechter eingeht. Das Buch wurde als Antwort auf das Pamphlet „Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes“ (1900) von Paul Julius Möbius gesehen. Autobiografische Bezüge zu Asenijeffs eigenem Leben sind verarbeitet. (Annette Kliewer)

Erscheinungsjahr: 1902

Begriff: Arbeit, autobiografisch, Bildung, Ehe, Emanzipation, Sexualität, Studium, Tagebuch, Vergewaltigung

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