Liebe

Mechthild von Magdeburg (1207/10–1282): Das fließende Licht der Gottheit

Mechthild schreibt über mehrere Jahrzehnte hinweg an ihrem Buch. Auf göttlichen Schreibbefehl hin und abgesichert durch ein kirchliches Imprematur verschriftlicht sie ihre Visionen und Gotteserfahrungen zu Ehren Gottes und zur Belehrung der Menschen in der Volkssprache. Der Text vereint lyrische und prosaische Elemente mit Formen von Gebet, Traktat, Liebesklage, Streitgedicht uvm. Inhalt ist die Geschichte einer Seele in Beziehung zu Gott. (Pia Selmayr)

Erscheinungsjahr: Urform auf Mittelniederdeutsch verschollen; ältester Textzeuge 14. Jhd. in Basel

Begriff: (weibliche) Autorschaft, Dialog, Frauenmystik, Geschichte, Gott, Liebe, Lyrik, Menschen, Prosa, Religion, Sprache, Visionsliteratur

Therese Huber (geb. Heyne, verwitwete Forster, 1764–1829): Die Familie Seldorf. Eine Geschichte von L. F. Huber. 2 Bde.

Therese Hubers in Frankreich spielender Roman, der zunächst unter dem Namen ihres Ehemannes erschien, verbindet eine Familiengeschichte mit Ereignissen der Französischen Revolution. Die Protagonistin Sara Seldorf durchläuft eine Entwicklung von der verfolgten Unschuld zur Kämpferin für Freiheit und Gleichheit; als Soldat verkleidet schließt sie sich der Revolutionsarmee an. Der Roman reflektiert kritisch auf Geschlechterrollen und etablierte Auffassungen von Privatheit und Öffentlichkeit, Liebe und Freundschaft, Politik und Moral sowie auf die zeitgenössische politische Situation. (Kathrin Schödel)

Erscheinungsjahr: 1795

Begriff: Ehe, Familie, Französisch, Freiheit, Geschichte, Geschlechterrollen, Geschlechterrollenkritik, Liebe, Politik, Revolution, Roman

Fatma Aydemir (*1986), Hengameh Yaghoobifarah (*1991; Hg.): Eure Heimat ist unser Albtraum

Anthologie mit Essays zu 14 Stichworten wie „Sichtbar” (Sasha Marianna Salzmann), „Liebe“ (Sharon Dodua Otoo), oder „Zuhause“ (Mithu Sanyal). Der Band zeigt „existenzielle Aspekte marginalisierter Lebensrealitäten in Deutschland” auf und damit individuelle Erfahrungen mit intersektionalen Benachteiligungen in der heutigen Gesellschaft. Die Beiträge nehmen kein Blatt vor den Mund und lassen trotz des politischen Gewichts auch Sprachwitz aufscheinen. (Martina Wernli)

Erscheinungsjahr: 2019

Begriff: Albtraum, Essay, Heimat, Liebe, Sichtbarkeit, Zuhause

Katja Lange-Müller (*1951): Verfrühte Tierliebe

Die in der DDR situierte Erzählung skizziert autodiegetisch die Ohnmacht der Protagonistin gegenüber einem die staatliche Ordnung verkörpernden Biologielehrer (Teil 1) und Kaufhausdetektiv (Teil 2), die Grenzüberschreitungen wie widernatürliche Käferskulpturen und zwanghaften Warendiebstahl sanktionieren und das Weltverhältnis der weiblichen Figur nachhaltig beeinflussen. (Natalie Moser)

Erscheinungsjahr: 1995

Begriff: Diktatur, Emanzipation, Erzählung, Feminismus, Gegenwartsliteratur, Körper, Liebe, Ohnmacht, Tod, weibliche Adoleszenz

Ludwig Fels (1946–2021): Ein Unding der Liebe

Erzählt wird die Geschichte des ess- und trinkwütigen Großküchengehilfen Georg Bleistein, dessen Suche nach der eigentlichen Nahrung, der Liebe, vor allem der der Mutter, immer wieder anders und aufs Neue scheitert. Den elf Kapiteln ist jeweils eine atmosphärisch-verdichtende Vignette vorgeschaltet und der Text ist von versförmig-reflektierenden Intarsien durchsetzt. Die gewaltige und unerschrockene Sprache bleibt ihrem Gegenstand in einer Weise verbunden, die weder poetologische Metaisierung noch kunstgewerblichen Genuss gestattet. Konsequent verweigert sich Fels‘ Erzählen systemkritischen Ansätzen der engagierten Literatur, proletarischer Sozialromantik und Neuer Subjektivität. (Christian Soboth)

Erscheinungsjahr: 1981

Begriff: Arbeit, Emanzipation, Geschichte, Gewalt, Kunst, Liebe, Mutter-Sohn-Beziehung, Ohnmacht, Prekariat, Roman, Romantik, Sprache, Tiere, Tieren

Unica (Nora Berta Ruth) Zürn (1916–1970): Dunkler Frühling

Roman um das erotische Erwachen eines Mädchens, der in den Nachkriegsjahren spielt. Auch nach der Heimkehr ist der Vater abwesend, die Mutter wendet sich fremden Männern zu und der Bruder vergewaltigt die namenlose Protagonistin, die sich – wie nur ein Jahr nach dem Erscheinen des Romans die Autorin – aus dem Fenster stürzt, um ihr Leben zu beenden. Der Roman kreist um drastische und ernste Themen und kann als modernes Pendant zu Frühlings Erwachen (1891) gelesen werden. (Iris Schäfer)

Erscheinungsjahr: 1969

Begriff: Desillusionierung, Gewalt, Identitätssuche, Liebe, Roman, weibliche Adoleszenz

Luise Rinser (1911–2002): Daniela

Roman, 1953 erschienen; erzählt wird von der Lehrerin Daniela, die sich von ihrem Verlobten sowie ihren wohlhabenden Eltern abwendet und fernab in ein abgelegenes Moordorf versetzen lässt. Dort ist sie entsetzt von den Lebensbedingungen der Moorarbeiter:innen. Sie will insbesondere den Kindern helfen und erhält dabei schon bald Beistand von einem jungen Dorfpfarrer. (Laura Basten)

Erscheinungsjahr: 1953

Begriff: Adoleszenz, Arbeit, Desillusionierung, Identitätssuche, Liebe, Religion, Roman, weibliche Adoleszenz

Franziska zu Reventlow (geb. Fanny Gräfin zu Reventlow; 1871–1918): Ellen Olestjerne

Der autobiografische Roman, der auch Briefe und Tagebucheinträge enthält, beschreibt zunächst die Kindheit und Jugend der Protagonistin in Nordfriesland, die von der schwierigen Beziehung zur Mutter, von ersten Liebesbeziehungen und intellektuellen Bekanntschaften geprägt sind. Im späteren Verlauf werden die Emanzipation vom strengen Elternhaus und das Leben in der Münchner Boheme unter prekären finanziellen Lebensbedingungen geschildert. Weitere zentrale Themen sind Erschöpfung, Schwangerschaft, Fehlgeburt und ledige Mutterschaft. (Marcella Fassio)

Erscheinungsjahr: 1903

Begriff: autobiografisch, Autobiografischer Roman, Brief, Briefe, Emanzipation, Erschöpfung, Erwerbsarbeit, Familie, Geburt, Künstlertum, Liebe, Liebesbeziehung, Mutterschaft, Roman, Schwangerschaft, Tagebuch

Lou Andreas-Salomé (1861–1937): Im Zwischenland. Fünf Geschichten aus dem Seelenleben halbwüchsiger Mädchen

Die ihrer Kindheitsfreundin Emma Wilm gewidmeten fünf Novellen spielen in Russland und kreisen um adoleszente Figuren im Alter von 10 und 16 Jahren. Das hier geschilderte ,Zwischenland‘ weiblicher Adoleszenz wird von Enttäuschungen dominiert, insbesondere die erste Liebe betreffend, aber auch hinsichtlich familiärer Beziehungen, etwa zwischen Vater und Tochter oder zwischen Geschwistern. (Iris Schäfer)

Erscheinungsjahr: 1902

Begriff: Adoleszenz, Alter, Desillusionierung, Geschichte, Liebe, Novelle, Novellen, Novellensammlung, Seelenleben, weibliche Adoleszenz

Lou Andreas-Salomé (1861–1937): Menschenkinder

Die ihrem Ehemann gewidmete, 10 Novellen umfassende Sammlung fokussiert höchst individuelles weibliches Sozialisationsbemühen in der patriarchalen Gesellschaft des Fin de Siècle. Die häufig als Schauplatz gewählten Transiträume betonen effektvolle Aufeinandertreffen diametraler Ansichten – insbesondere zwischen weiblichen und männlichen Figuren – , aber auch die Flüchtigkeit gesellschaftlicher Diskurse wie jenem um die s. g. ‚Frauenfrage’. (Iris Schäfer)

Erscheinungsjahr: 1898

Begriff: Ehe, Emanzipation, Frauenrechtsbewegung, Identitätssuche, Liebe, Menschen, Novelle, Novellen, Novellensammlung, weibliche Adoleszenz

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