Liebe

Aimée Duc (Pseudonym für Minna Wettstein, geb. Adelt, 1867–1908?): Sind es Frauen? Roman über das dritte Geschlecht

Der Roman stellt das lesbische Milieu in Zürich und München um die Jahrhundertwende um 1900 dar: Die Russin Minotschka hat eine lesbische Beziehung zu der Deutschen Marta. Diese verlässt sie plötzlich, um zu heiraten. Nach einigen Jahren führt sie der Zufall wieder zusammen und Marta kehrt enttäuscht von der Ehe zu Minotschka zurück. Der Roman ist sowohl dramatische Liebesgeschichte wie politisches Pamphlet für die weibliche Homosexualität. (Annette Kliewer)

Erscheinungsjahr: 1901

Begriff: Drama, Ehe, Geschichte, Homosexualität, Jahrhundertwende, Lesbische Liebe, Liebe, Pseudonym, Roman, Sexualität

Juliane Dery (1864–1899): D’Schand. Volksstück in sechs Bildern.

Marie, die Tochter eines Schlossermeisters, wird von dem reichen Georg verführt und bekommt ein Kind von ihm. Eigentlich sollte Georg für seinen Freund, den Kunstschlosser Urban, um sie werben. Urban will sie nun nicht mehr heiraten, weil sie uneheliche Mutter ist. Erst als das Kind stirbt, ist ihre Ehre wiederhergestellt („ein tot’s Kind schreit net“). Das naturalistische Dialektstück verdeutlicht die Situation der unehelichen Mutter, die trotz Liebe nicht geheiratet werden kann. (Annette Kliewer)

Erscheinungsjahr: 1894

Begriff: Dialekt, Drama, Ehe, Kunst, Liebe, Naturalismus, Sexualität, Uneheliche Mutterschaft

Caroline von Wolzogen (1763–1847): Der leukadische Fels

Das Dramenfragment in Blankversen erschien anonym in Schillers Neuer Thalia. Die Protagonistin Lidia ist zwar verliebt, doch soll sie eine von ihrem Vater initiierte Ehe mit einem anderen Mann eingehen. Dieser Eheschließung sich widersetzend und in dem falschen Glauben, dass ihr Geliebter ihre Gefühle nicht erwidert, will sie ihr gebrochenes Herz – wie dem antiken Stoff zufolge Sappho – durch den Sprung vom Felsen Leukade erlösen. Noch bevor sie dies in die Tat umsetzen kann, bricht der Dramentext ab, über dessen Ausgang sich die Autorin nie äußerte. Reich an intertextuellen Verweisen auf antike wie zeitgenössische Vorlagen stellt der Text eines der wenigen klassizistischen Dramen von Frauen aus der Zeit der Weimarer Klassik dar. (Delf Lützen)

Erscheinungsjahr: 1792

Begriff: anonym, Antikenrezeption, Drama, Ehe, Fragment, Liebe, Liebesbeziehung, Weimarer Klassik

Amalie von Imhoff (später von Helvig, 1776–1831): Die Schwestern von Lesbos

Das zuerst in Schillers Musen-Almanach auf das Jahr 1800 kryptonym veröffentlichte, 1801 bei August Hermann d. J. eigenständig erschienene und mehrfach nachgedruckte Versepos in Hexametern nimmt das antike Lesbos zum Schauplatz einer weiblichen Utopie. Dort darf sich stets nur die älteste Tochter einen Ehemann erwählen, erben und als einzige eine Mitgift in die Ehe einbringen, wohingegen Söhne häufig die Insel verlassen. Hiermit bricht die in ein Liebesdreieck verstrickte Protagonistin, entsagt der eigenen Liebe und überlässt ihrer jüngeren Schwester ihren Verlobten. Das Werk wurde von Goethe und Schiller maßgeblich für ihre Debatte über den Dilettantismus verwendet. (Delf Lützen)

Erscheinungsjahr: 1799

Begriff: Ehe, Familie, Gesellschaftliche Normen, Idylle, Kryptonym, Liebe, Liebesbeziehung, Utopie, Versepos, Weimarer Klassik

Elsa Asenijeff (1868–1941): Ist das die Liebe? Kleine psychologische Erzählungen und Betrachtungen

In kurzen Prosaskizzen kritisiert die Autorin die Mädchenerziehung, die dazu führt, dass Frauen nur für die Bedürfnisse ihrer künftigen Ehemänner abgerichtet werden und keine wirkliche Bildung erlangen. Damit wird die bürgerliche Doppelmoral kritisiert, die von den Männern sexuelle Erfahrungen erwartet, den Frauen aber abverlangt, dass sie keusch in die Ehe gehen. Die Beziehungen zwischen den Geschlechtern müssen daher scheitern. Asenijeff war die Muse und Geliebte des Künstlers Max Klinger, ihre Schriften wurden meistens übersehen. (Annette Kliewer)

Erscheinungsjahr: 1896

Begriff: Bildung, Doppelmoral, Ehe, Erzählung, Erzählungen, Erziehung, Gericht, Liebe, Mädchenbildung, Prosa, Sexualität, Vergewaltigung

Mechthild von Magdeburg (1207/10–1282): Das fließende Licht der Gottheit

Mechthild schreibt über mehrere Jahrzehnte hinweg an ihrem Buch. Auf göttlichen Schreibbefehl hin und abgesichert durch ein kirchliches Imprematur verschriftlicht sie ihre Visionen und Gotteserfahrungen zu Ehren Gottes und zur Belehrung der Menschen in der Volkssprache. Der Text vereint lyrische und prosaische Elemente mit Formen von Gebet, Traktat, Liebesklage, Streitgedicht uvm. Inhalt ist die Geschichte einer Seele in Beziehung zu Gott. (Pia Selmayr)

Erscheinungsjahr: Urform auf Mittelniederdeutsch verschollen; ältester Textzeuge 14. Jhd. in Basel

Begriff: (weibliche) Autorschaft, Dialog, Frauenmystik, Geschichte, Gott, Liebe, Lyrik, Menschen, Prosa, Religion, Sprache, Visionsliteratur

Therese Huber (geb. Heyne, verwitwete Forster, 1764–1829): Die Familie Seldorf. Eine Geschichte von L. F. Huber. 2 Bde.

Therese Hubers in Frankreich spielender Roman, der zunächst unter dem Namen ihres Ehemannes erschien, verbindet eine Familiengeschichte mit Ereignissen der Französischen Revolution. Die Protagonistin Sara Seldorf durchläuft eine Entwicklung von der verfolgten Unschuld zur Kämpferin für Freiheit und Gleichheit; als Soldat verkleidet schließt sie sich der Revolutionsarmee an. Der Roman reflektiert kritisch auf Geschlechterrollen und etablierte Auffassungen von Privatheit und Öffentlichkeit, Liebe und Freundschaft, Politik und Moral sowie auf die zeitgenössische politische Situation. (Kathrin Schödel)

Erscheinungsjahr: 1795

Begriff: Ehe, Familie, Französisch, Freiheit, Geschichte, Geschlechterrollen, Geschlechterrollenkritik, Liebe, Politik, Revolution, Roman

Fatma Aydemir (*1986), Hengameh Yaghoobifarah (*1991; Hg.): Eure Heimat ist unser Albtraum

Anthologie mit Essays zu 14 Stichworten wie „Sichtbar” (Sasha Marianna Salzmann), „Liebe“ (Sharon Dodua Otoo), oder „Zuhause“ (Mithu Sanyal). Der Band zeigt „existenzielle Aspekte marginalisierter Lebensrealitäten in Deutschland” auf und damit individuelle Erfahrungen mit intersektionalen Benachteiligungen in der heutigen Gesellschaft. Die Beiträge nehmen kein Blatt vor den Mund und lassen trotz des politischen Gewichts auch Sprachwitz aufscheinen. (Martina Wernli)

Erscheinungsjahr: 2019

Begriff: Albtraum, Essay, Heimat, Liebe, Sichtbarkeit, Zuhause

Katja Lange-Müller (*1951): Verfrühte Tierliebe

Die in der DDR situierte Erzählung skizziert autodiegetisch die Ohnmacht der Protagonistin gegenüber einem die staatliche Ordnung verkörpernden Biologielehrer (Teil 1) und Kaufhausdetektiv (Teil 2), die Grenzüberschreitungen wie widernatürliche Käferskulpturen und zwanghaften Warendiebstahl sanktionieren und das Weltverhältnis der weiblichen Figur nachhaltig beeinflussen. (Natalie Moser)

Erscheinungsjahr: 1995

Begriff: Diktatur, Emanzipation, Erzählung, Feminismus, Gegenwartsliteratur, Körper, Liebe, Ohnmacht, Tod, weibliche Adoleszenz

Ludwig Fels (1946–2021): Ein Unding der Liebe

Erzählt wird die Geschichte des ess- und trinkwütigen Großküchengehilfen Georg Bleistein, dessen Suche nach der eigentlichen Nahrung, der Liebe, vor allem der der Mutter, immer wieder anders und aufs Neue scheitert. Den elf Kapiteln ist jeweils eine atmosphärisch-verdichtende Vignette vorgeschaltet und der Text ist von versförmig-reflektierenden Intarsien durchsetzt. Die gewaltige und unerschrockene Sprache bleibt ihrem Gegenstand in einer Weise verbunden, die weder poetologische Metaisierung noch kunstgewerblichen Genuss gestattet. Konsequent verweigert sich Fels‘ Erzählen systemkritischen Ansätzen der engagierten Literatur, proletarischer Sozialromantik und Neuer Subjektivität. (Christian Soboth)

Erscheinungsjahr: 1981

Begriff: Arbeit, Emanzipation, Geschichte, Gewalt, Kunst, Liebe, Mutter-Sohn-Beziehung, Ohnmacht, Prekariat, Roman, Romantik, Sprache, Tiere, Tieren

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