Geschlechterrollenkritik

Regina Frohberg (geb. Rebecca Salomon, verheiratete Friedländer, später Saaling, 1783–1850): Schmerz der Liebe

Der Titel dieses ungewöhnlichen, sentimentalen Romans ist insofern wörtlich zu verstehen, als dass der Knotenpunkt der Erzählung die Vergewaltigung einer bewusstlosen jungen Frau ist. Der Roman zeichnet das tragische Schicksal der Protagonistinnen und des Protagonisten nach, die sich am Widerstreit zwischen Verlangen, Konvention und dem alles beherrschenden Wunsch nach Liebe aufreiben. (Greta Lansen)

Erscheinungsjahr: 1810

Begriff: Ehe, Erzählung, Geschlechterrollenkritik, Gewalt, Liebe, Roman, sentimentaler Roman, sexuelle Gewalt, Vergewaltigung

Karoline von Günderrode (1780–1806): Hildgund

Lesedrama, das die im Nibelungenstoff und in der Walthersage marginalisierte Burgundentochter Hildgund ins Zentrum der Handlung stellt und den Versuch der Protagonistin nachzeichnet, sich in einer patriarchalen Weltordnung gegen die (Diskurs-)Macht von Vater, Ehemann und Tyrann (Attila) zu behaupten; das Drama führt die gesellschaftlichen und politischen Zwänge vor Augen, die den Aktionsradius aller Dramenfiguren im Horizont (alt/väterlicher) Erb- und Ehrpflichten determinieren und lässt am Ende fragmentarisch offen, ob Hildgund sich selbst und die unterjochten Länder von Attilas Herrschaft durch ein Mordkomplott befreit. (Frederike Middelhoff)

Erscheinungsjahr: 1805

Begriff: Drama, Ehe, Fragment, Freiheit, Geschlechterrollenkritik, Gewalt, Politik, Romantik

Caroline Pichler (1769–1843): Leonore

Was zunächst als sentimentaler Roman daherkommt, entpuppt sich als frühes Exempel eines Gesellschaftsromans. Die Protagonisten werden zu Spielbällen der Konventionen und entfremden sich, um ihren jeweiligen Platz im sozialen Gefüge zu finden. Dabei werden die Begriffe der Moral und Tugend kritisch hinterfragt und als Deckmantel der Resignation und Unterwürfigkeit der Frau bzw. der „Gewohnheitsseele“ des Mannes entlarvt. Es lassen sich Anklänge an Les Liaisons dangereuses (1782) finden. (Greta Lansen)

Erscheinungsjahr: 1804 (verbesserte Auflage Wien 1820)

Begriff: Briefroman, Geschlechterrollenkritik, Roman, sentimentaler Roman, Sozialkritik

Sophie Mereau (geb. Schubart, wiederverheiratete Brentano; 1770–1806): Amanda und Eduard

Der polyphone Briefroman entwirft für die Epoche nonkonformistische Lebensentwürfe. Die zwangsverheiratete Titelheldin sehnt sich nach wahrer Liebe und zögert nicht, ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen. Gender-kulturelle Stereotype werden oberflächlich reproduziert, um kritisch hinterfragt zu werden. (Greta Lansen)

Erscheinungsjahr: 1803

Begriff: Brief, Briefroman, Gender, Geschlechterrollenkritik, Liebe, Roman, Stereotype

Dorothea Schlegel (1764–1839): Florentin

Romanfragment, herausgegeben von Friedrich Schlegel, das in achtzehn Kapiteln die Geschichte des Jünglings Florentin erzählt, der auf dem Weg nach Amerika und der Suche nach seinen leiblichen Eltern Freundschaft mit einer adeligen Familie schließt und anhand verschiedener Begegnungen Fragen nach Ehekonzepten und weiblichen Lebensmodellen reflektiert. Enthält für den romantischen Roman gattungstypisch Lieder, Briefe und ein Schauermärchen. (Yvonne Al-Taie)

Erscheinungsjahr: 1801

Begriff: Brief, Briefe, Ehe, Familie, Fragment, Geschichte, Geschlechterrollenkritik, Märchen, Roman, Romanfragment, Romantik

Anna Maria Sager (M. A. S., 1727–1805): Karolinens Tagebuch ohne außerordentliche Handlungen oder gerade so viel als gar keine

Briefroman, der den weiblichen Entwicklungsplot der entstehenden Unterhaltungsliteratur mit einer poetologischen Reflexion auf die geschlechtsspezifischen Bedingungen und Möglichkeiten von Bildungsnarrativen und Autorschaft verbindet. (Christiane Holm)

Erscheinungsjahr: 1774

Begriff: Aufklärung, Autorschaft, Bildung, Brief, Briefroman, Ehe, Geschlechterrollenkritik, Kryptonym, Roman, Tagebuch, Unterhaltungsliteratur

Sidonia Hedwig Zäunemann (1714–1740): Das Ilmenauische Bergwerk

Lehrgedicht, das auf zwei Befahrungen des Bergwerks bei Ilmenau im Januar 1737 zurückgeht und in physikotheologischer Manier die Schöpfung Gottes in den vielfältigen Erscheinungen des Erdinnern preist. Zugleich wird die frühe Montanindustrie im Berg- und Hüttenwesen mit zahlreichen Fachbegriffen beschrieben, die Leistung der Bergarbeiter herausgestellt und die eigene Grubenfahrt als Frau in Bergmannstracht gerechtfertigt. (Yvonne Al-Taie)

Erscheinungsjahr: 1737

Begriff: Arbeit, Bergbau, Geschlechterrollenkritik, Gott, Lehrgedicht, Lob der Schöpfung

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