Autorenname: Fabienne Walker

Johanna Eleonora Petersen (1644–1724): Leben FRAUEN Joh. Eleonora Petersen / Gebohrnen von und zu Merlau, Hrn. D. Jo. WILH. Petersen Eheliebsten, Von Jhr selbst mit eigener Hand aufgesetzet

Autobiografische Erzählung eines ungewöhnlichen Frauenlebens, die schon zu Lebzeiten der Autorin fünfmal unter ihrem eigenen Namen gedruckt wurde und von ihrer Selbstermächtigung in persönlicher, ständischer, religiöser und intellektueller Hinsicht berichtet. 
Wenngleich nichtfiktional und in der mystischen Tradition verankert, weist sie mit ihrer Thematisierung des eigenen Seelenlebens auf den Entwicklungsroman des 18. Jahrhunderts sowie auf den Schauerroman voraus. (Vera Faßhauer)

Erscheinungsjahr: 1718; Wiederabdruck 1719; Vorgängerfassungen 1689; 1694 und 1715

Begriff: autobiografisch, Ehe, Entwicklungsroman, Erzählung, Heterodoxie, Mystik, Religion, Roman, Seelenleben

Mechthild von Magdeburg (1207/10–1282): Das fließende Licht der Gottheit

Mechthild schreibt über mehrere Jahrzehnte hinweg an ihrem Buch. Auf göttlichen Schreibbefehl hin und abgesichert durch ein kirchliches Imprematur verschriftlicht sie ihre Visionen und Gotteserfahrungen zu Ehren Gottes und zur Belehrung der Menschen in der Volkssprache. Der Text vereint lyrische und prosaische Elemente mit Formen von Gebet, Traktat, Liebesklage, Streitgedicht uvm. Inhalt ist die Geschichte einer Seele in Beziehung zu Gott. (Pia Selmayr)

Erscheinungsjahr: Urform auf Mittelniederdeutsch verschollen; ältester Textzeuge 14. Jhd. in Basel

Begriff: (weibliche) Autorschaft, Dialog, Frauenmystik, Geschichte, Gott, Liebe, Lyrik, Menschen, Prosa, Religion, Sprache, Visionsliteratur

Therese Huber (geb. Heyne, verwitwete Forster, 1764–1829): Die Familie Seldorf. Eine Geschichte von L. F. Huber. 2 Bde.

Therese Hubers in Frankreich spielender Roman, der zunächst unter dem Namen ihres Ehemannes erschien, verbindet eine Familiengeschichte mit Ereignissen der Französischen Revolution. Die Protagonistin Sara Seldorf durchläuft eine Entwicklung von der verfolgten Unschuld zur Kämpferin für Freiheit und Gleichheit; als Soldat verkleidet schließt sie sich der Revolutionsarmee an. Der Roman reflektiert kritisch auf Geschlechterrollen und etablierte Auffassungen von Privatheit und Öffentlichkeit, Liebe und Freundschaft, Politik und Moral sowie auf die zeitgenössische politische Situation. (Kathrin Schödel)

Erscheinungsjahr: 1795

Begriff: Ehe, Familie, Französisch, Freiheit, Geschichte, Geschlechterrollen, Geschlechterrollenkritik, Liebe, Politik, Revolution, Roman

Friederike Helene Unger (geb. Rothenburg, 1751–1813): Julchen Grünthal. Eine Pensionsgeschichte

Eine vor allem aus der Perspektive des Vaters erzählte Geschichte, die am Beispiel seiner Tochter Julchen von den Gefahren der französisch geprägten Mädchenerziehung in der Stadt erzählt. Der anonym publizierte, damals sehr erfolgreiche ‚Erziehungsroman‘ kann gegen den Strich gelesen werden. (Carola Hilmes)

Erscheinungsjahr: 1784 (3. leicht veränderte und um einen 2. Band erweiterte Auflage ohne Untertitel 1798)

Begriff: anonym, Bildungsroman, Empfindsamkeit, Erziehung, Französisch, Geschichte, Kritik an bürgerlichen Geschlechtscharakteren, Lesesuchtdebatte, Roman, weiblicher Bildungsroman

Margareta (Meta) Klopstock (geb. Moller, 1728–1758): Briefe von Verstorbenen an Lebendige

Briefsammlung, in der die antike Gattung des Jenseitsbriefs in die aufklärerische, am Gespräch orientierte ‚natürliche‘ Briefpoetik übersetzt wird. In der Spannung der Fiktion körperloser Seelen und deren sinnlich-diesseitiger Form, sich ihrem leibhaftigen Gegenüber mitzuteilen, wird ein neuartiger Sprachgestus der Empfindsamkeit entwickelt. (Christiane Holm)

Erscheinungsjahr: 1759

Begriff: Brief, Briefe, Empfindsamkeit, Gespräch, Jenseits, Körper, Leiblichkeit, Posthum, Religion

Johanne Charlotte Unzer (geb. Ziegler, 1725–1782): Versuch in Scherzgedichten

Gedichtsammlung, die aus weiblicher Perspektive die typischen anakreontischen Motive ‚Wein, Weib und Gesang’ inszeniert. Kennzeichnend für die Texte ist ein ironischer Stil, scherzhafter Ton und die Pointe. Dabei tritt die Dichterin mit den männlichen Kollegen Gleim, Fontenelle und anderen in einen Dialog, indem sie teilweise ironisch-satirische ‚Antworten’ auf deren Gedichte formuliert. (Katharina Worms)

Erscheinungsjahr: 1751/1753

Begriff: Anakreontik, Dialog, Emanzipation, Frühaufklärung, Lyrik

Anna Ovena Hoyers (1584–1655): Gespräch eines Kindes mit seiner Mutter von dem Wege zur wahrer Gottseligkeit

Wahrscheinlich erster deutschsprachig im Druck vorliegender Dialog zwischen Kind und Mutter in der seit dem Mittelalter geläufigen kinder- und jugendliterarischen Tradition der didaktischen Lehrgespräche, praktische Anleitung zum christlichen Leben, wendet sich scharf gegen kirchliche und weltliche Obrigkeit, in Einklang mit mystischen, zeitgenössisch als Häresie verfolgten Glaubensrichtungen, stilistisch außerhalb der in Opitz’ Buch der deutschen Poeterey (1624) kondensierten Konzeption vermeintlich idealtypischer Barocklyrik stehend, mehrfach neu aufgelegt, zuletzt 1720 als Prosafassung ohne Nennung der Autorin. (Charlotte Coch)

Erscheinungsjahr: 1628 Erstdruck (o.Ort; o.Verl.;1650 wiederveröffentlicht in den Poemata; 1698 und 1720 Prosafassungen ohne Verf.nennung

Begriff: Alter, Barock, Dialog, Ehe, Gender, Gespräch, Gott, Kinderperspektive, Lyrik, Mutterschaft, Mystik, Prosa, Witwenschaft

Kim de L’Horizon (*1992): Blutbuch

Der autofiktionale Roman handelt von der Suche einer non-binären Hauptfigur nach einer eigenen Geschichte und Identität, die sich inhaltlich in einer Beschäftigung mit Fragen der Herkunft (frauenbasierte Stammbäume, u.a. Hexen- und Baumchroniken, Bildungs(un)gerechtigkeit und emanzipatorisches Schreiben) und formal als fluider, mehrsprachiger ,Textkörper‘ manifestiert. (Natalie Moser)

Erscheinungsjahr: 2022

Begriff: Autofiktion, autofiktional, Bildung, Familienroman, Gegenwartsliteratur, Gender, Geschichte, Identitätssuche, Körper, Non-Binarität, Roman, Sexismus

Sharon Dodua Otoo (*1972): Adas Raum

Roman, der vier Ada-Figuren aus dem vorkolonialen Ghana, aus London im 19. Jahrhundert (mit der historischen Figur Ada Lovelace), dem KZ Mittel-Bau Dora sowie dem gegenwärtigen Berlin in „Schleifen” miteinander verbindet. Ein sprechendes Wesen (einmal Besen, Türknauf oder Pass) sorgt für Kontinuität und Bruch zugleich. Im Zentrum stehen Ausbeutung, historisches Erbe, Tod und mit einer angekündigten Geburt: die Zukunft. (Martina Wernli)

Erscheinungsjahr: 2021

Begriff: Geburt, Hunger, Kolonialismus, KZ, Mathematik, Nationalsozialismus, Rassismus, Roman, Tod

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