Protagonistin dieses Romans ist die junge Bürgerstochter Marie Müller, die dem Intrigenspiel eines egoistischen Grafen zum Opfer fällt. Entgegen der Konventionen der Gattung des sentimentalen Romans emanzipiert sich die Titelheldin, indem sie sich vom Grafen abwendet, als sie erfährt, dass er verheiratet ist. Der Roman kann als Manifest des einfachen Bürgertums gelesen werden, das gegenüber der korrumpierten Aristokratie auf der Hut sein sollte. (Greta Lansen)
Erscheinungsjahr: 1799
Begriff: Bürgertum, Roman, sentimentaler Roman, Sozialkritik
Anonym in Schillers „Horen“ publiziert; damals viel beachtet und diskutiert; die Autorschaft wurde u.a. Goethe zugeschrieben. An Wendungen, Geheimnissen und Missverständnissen reicher Roman in zwei Teilen, der Fragment blieb; verfasst in Ich-Form mit vielen intertextuellen Bezügen und durchaus modernen Elementen (erlebte Rede und innerer Monolog, unterschiedliche Stilebenen und unterhaltungsliterarische Bestandteile). Th. Anz, Hrsg. der Neuauflage 2005, spricht von einem „vergessenen Dokument der Gefühls- und Reflexionskultur im ausgehenden 18. Jahrhundert.” (Carola Hilmes)
Erscheinungsjahr: 1796/1797
Begriff: anonym, autofiktional, Autorschaft, Ehe, Fragment, Geschlechterstereotypen, Konvenienzehe, psychologisch differenzierte Charaktere, Roman, Romanfragment, Romantik, romantische Liebe, schöne Seele
Der unvollendete Roman berichtet in heiterem Ton über das Schicksal dreier junger, im Zuge der Französischen Revolution nach Deutschland emigrierter Französinnen. Wichtige Bestandteile des Werks sind sein teils bissiger Humor, seine philosophischen Anklänge, seine Sozialkritik, der Umgang mit deutsch-französischen Stereotypen sowie die ironische Unterwanderung sentimentaler Codes. (Greta Lansen)
Erscheinungsjahr: 1796
Begriff: Emanzipation, Französisch, Humor, Nationale Stereotype, Revolution, Roman, Sozialkritik, Stereotype
Der anonym publizierte Roman erzählt die Leidens- und Krankengeschichte der melancholischen Protagonistin, indem die positiven Werte der Empfindsamkeit auf harte Realität treffen, als die schwärmerische, von ihrer Mutter schlecht beratene Luise den reizbaren, wankelmütigen Blachfeld heiratet, der sich zu einem verbitterten Egoisten entwickelt. Luises ‚grausames Schicksal‘ ist „ein Beispiel empirischer Erfahrungsseelenkunde“ (M. Heuser, 1991). (Carola Hilmes)
Erscheinungsjahr: 1796
Begriff: anonym, Empfindsamkeit, Erfahrungsseelenkunde, Geschichte, Geschlechterstereotypen, Konvenienzehe, Roman, weibliche Bildungsgeschichte
Der kurze Roman mit männlich-autodiegetischer Erzählinstanz wirft auf engem Raum große Themen auf: Freiheit, Naturempfinden, die Unsagbarkeit der Liebe, die Selbstbestimmung der Frau. Die Erzählung ist im Kontext der Französischen Revolution verortet und greift europäische Stereotype sowie den Topos der Auswanderung nach Amerika auf. Die Erzählung vereint Elemente des klassischen Bildungsromans mit weiblich-emanzipatorischen Anklängen, denn die sentimentale Heldin verlangt gleiche Rechte mit dem Mann, den sie liebt. (Greta Lansen)
Erscheinungsjahr: 1794
Begriff: Alter, Bildung, Bildungsroman, Emanzipation, Erzählung, Französisch, Freiheit, Liebe, Revolution, Roman, Selbstbestimmung, Stereotype, Sturm und Drang, Tod
Singspiel in direkter Traditionslinie des bürgerlichen Trauerspiels. Der Text macht das Leben und den tragischen Tod der weiblichen Titelfigur zum Dreh- und Angelpunkt der Handlung. Dabei justiert die Dramatikerin Albrecht die Gattung mit Blick auf class und gender neu: Das soziale Milieu ist weniger bürgerlich, sondern bäuerlich, die männlichen Figuren sind ostentative Aggressoren, die weiblichen Figuren sind nicht nur Opfer männlicher Gewalt, sondern vertreten autonome Positionen. (Frederike Middelhoff)
Erscheinungsjahr: 1781
Begriff: Bürgertum, Drama, Empfindsamkeit, Familie, Gender, Gewalt, Sturm und Drang, Tod
Briefroman, der den weiblichen Entwicklungsplot der entstehenden Unterhaltungsliteratur mit einer poetologischen Reflexion auf die geschlechtsspezifischen Bedingungen und Möglichkeiten von Bildungsnarrativen und Autorschaft verbindet. (Christiane Holm)
Erscheinungsjahr: 1774
Begriff: Aufklärung, Autorschaft, Bildung, Brief, Briefroman, Ehe, Geschlechterrollenkritik, Kryptonym, Roman, Tagebuch, Unterhaltungsliteratur
Während der Regentschaft Elisabeths von Nassau-Saarbrücken entstehen vier aus französischen Chanson de geste-Vorlagen übersetzte Prosaepen. Elisabeths Beteiligung als Übersetzerin ist in der Forschung umstritten. Inhaltlich geht es um Verrat, Liebe, Familie, Freundschaft und Religion. Den gemeinsamen Bezugspunkt bildet die (meist familiäre) Beziehung der Protagonist:innen zu Karl dem Großen. (Anika Meißner)
Erscheinungsjahr: um 1430/1435
Begriff: Übersetzung, Chanson de geste, Ehe, Familie, Französisch, Kampf gegen Andersgläubige, Liebe, Prosa, Prosaepos, Religion
Polyperspektivischer Briefroman, der einen neuen Weiblichkeitstyp vorstellt. Unschuldig, tugendhaft, in Herz und Kopf gebildet, dabei innerhalb des engen Rahmens der weiblichen Geschlechterrolle autonom handelnd, kommt Sophie Sternheim vom idyllischen Land an den korrupten Hof, wo sie sich in Liebeshändel und Intrigen verstrickt. Einer Scheinehe entflohen widmet sie sich – in einem Entwurf einer matriarchalen Utopie in ländlicher Idylle – der Ausbildung armer Mädchen, bevor sie schließlich eine idealische Ehe eingeht. La Roches Debütroman entwirft ihre Idealvorstellung bürgerlicher Tugendethik, die ein zentrales Thema ihres Schreibens blieb. (Luisa Banki)
Erscheinungsjahr: 1771
Begriff: anonym, Aufklärung, Bildung, Brief, Briefroman, Debüt, Ehe, Empfindsamkeit, Frauenbildung, Geschichte, Idylle, Liebe, polyperspektivischer Briefroman, Roman, Utopie, Weiblichkeit
Lehrgedicht, das auf zwei Befahrungen des Bergwerks bei Ilmenau im Januar 1737 zurückgeht und in physikotheologischer Manier die Schöpfung Gottes in den vielfältigen Erscheinungen des Erdinnern preist. Zugleich wird die frühe Montanindustrie im Berg- und Hüttenwesen mit zahlreichen Fachbegriffen beschrieben, die Leistung der Bergarbeiter herausgestellt und die eigene Grubenfahrt als Frau in Bergmannstracht gerechtfertigt. (Yvonne Al-Taie)
Erscheinungsjahr: 1737
Begriff: Arbeit, Bergbau, Geschlechterrollenkritik, Gott, Lehrgedicht, Lob der Schöpfung