Autorenname: Fabienne Walker

Dualla Misipo (1901–1973): Der Junge aus Duala. Ein Regierungsschüler erzählt…

Die Mischung aus (postkolonialem) Roman, Autobiografie und Ethnografie ist aus der Perspektive des kamerunischen Leichtathleten und Medizinstudenten Ekwe Njembele erzählt, der vor dem Ersten Weltkrieg zu Ausbildungszwecken nach Deutschland kam. Die Rahmenerzählung wird häufig durch Erinnerungen des erwachsenen Erzählers an seine Kindheit in der deutschen Kolonie Kamerun unterbrochen. 1973 (Erstpublikation; Kraus Reprint); 2022 (neue Ausgabe; Rüdiger Köppe Verlag). (Sandra Folie)

Erscheinungsjahr: 1920er–1960er (verfasst); 1973 (Erstpublikation); 2022 (neue Ausgabe)

Begriff: Autobiografie, Bildung, Erzählung, Kolonialismus, Liebesbeziehung zwischen einem Schwarzen Mann und einer weißen Frau, Medizin, Migration, Rassismus, Roman, Schwarze deutsche Literatur

Emmy Hennings (1885–1948): Gefängnis

Roman, in dem Hennings eigene kürzere Inhaftierungen verarbeitet und aus Perspektive der wegen kleinerer Eigentums- und Prostitutionsdelikte inhaftierten Protagonistin Emmy H. die Erfahrung von Ohnmacht und Machtausübung schildert. Zugleich sind den Beobachtungen des Alltags im Frauengefängnis die Versuche weiblicher Solidarität gegen die Unerbittlichkeit der Institution eingeschrieben. (Yvonne Al-Taie)

Erscheinungsjahr: 1919

Begriff: Arbeit, Avantgarde, Gefängnisliteratur, Ohnmacht, Prostitution, Roman

Franziska zu Reventlow (geb. Fanny Gräfin zu Reventlow, verh. mit Walter Lübke, 1871–1918): Der Geldkomplex. Roman, meinen Gläubigern zugeeignet

Der Briefroman schildert die Flucht der Protagonistin vor ihren Geldsorgen und ihren Gläubigern in ein Sanatorium. In ironischer Form beschreibt der Text die eigene finanzielle Krise sowie die anderen Patient:innen und die Nervenärzte. Der Text erzählt keine psychologische Krankengeschichte, sondern bildet auf zugespitzte Weise das Porträt der zeitgenössischen Gesellschaft ab. (Marcella Fassio)

Erscheinungsjahr: 1916

Begriff: Ökonomie, Alter, Brief, Briefroman, Flucht, Geld, Geschichte, Psychoanalyse, Roman, Sanatorium, weibliche Autorschaft

Maria Benemann (1887–1980): Wandlungen

Gedichtsammlung, 1915 im Verlag der Weißen Bücher erschienen; enthält zudem das Bühnenspiel „Du sollst“. Neben expressionistisch angehauchten Auseinandersetzungen mit dem 1. Weltkrieg gibt es überwiegend ‚leise‘ Reflektionen auf Themen wie den Verlust geliebter Menschen, Frauenbilder und -schicksale sowie Einsamkeit und Religiosität. (Laura Basten)

Erscheinungsjahr: 1915

Begriff: (weibliche) Autorschaft, 1. Weltkrieg, expressionistisch, Lyrik, Menschen, Mutterschaft, Religion, Tod

Lu Märten (1879–1970): Torso. Das Buch eines Kindes

Der Text schildert das von Krankheit und Tod gezeichnete Aufwachsen eines Proletarier-Mädchens, gefolgt von Episoden ihrer politischen Radikalisierung als Erwachsene. Ist der erste Teil stilistisch und perspektivisch in der ersten Person des Mädchens und d.i. der Form des Geständnisromans geschrieben, übernimmt anschließend eine polyperspektivische, non-lineare Erzählweise (mit Elementen des Dramas und des Märchens). Märten betreibt eine regelrechte Auflösung der Form, um die Fetischisierung der Arbeiter:innenbiografie aufzulösen. Diese Instabilität der Form korreliert mit derjenigen der vergeschlechtlichten Subjektivität, die im Zentrum des Buches steht und deren formale Gestaltung mit utopischem Potenzial versehen wird. (Marius Reisener)

Erscheinungsjahr: 1909

Begriff: Adoleszenz, Arbeit, Armut, Drama, Ehe, Geschlechterrollenkritik, Krankheit, Märchen, Roman, Tod

Karl Emil Franzos (1848–1904): Der Pojaz. Eine Geschichte aus dem Osten

Posthum publizierter Bildungsroman, der das Leben des galizischen Juden Sender Glatteis beschreibt. Dabei wird die bittere Armut im Ghetto von Barnow und die vielfache Ausgrenzung dargestellt, allerdings auch die Faszination für das Theater, die Sender Glatteis, der sich als Bajazzo, jiddisch Pojaz sieht, früh erfasst. Der Roman betrachtet die orthodoxen Rabbiner, die Vertreter der k.u.k. Monarchie wie auch die polnischen Großgrundbesitzer mit einem kritischen Blick. (Martina Wernli)

Erscheinungsjahr: 1905

Begriff: (Ost-)Judentum, Armut, Bildung, Bildungsroman, Geschichte, Ghetto, Posthum, Roman, Theater

Margarete Böhme (geb. Feddersen, in zweiter Ehe verh. Schlüter, 1867–1939): Tagebuch einer Verlorenen. Von einer Toten

Der Roman, der in der Herausgebernotiz von Böhme als authentisches Tagebuch einer Prostituierten ausgegeben wird, verbindet Sozialkritik und die Darstellung von Sexualität. Er schildert sexuelle Gewalt, ledige Mutterschaft und Prostitution. Während der Roman nach der Publikation vielfach verkauft, rezensiert und dreimal als Stummfilm verfilmt wurde, geriet er in den 1930ern in Vergessenheit. (Marcella Fassio)

Erscheinungsjahr: 1905

Begriff: Ehe, Gewalt, Herausgeberfiktion, Mutterschaft, Prostitution, Roman, Sexualität, sexuelle Gewalt, Sozialkritik, Tagebuch

Franziska zu Reventlow (geb. Fanny Gräfin zu Reventlow; 1871–1918): Ellen Olestjerne

Der autobiografische Roman, der auch Briefe und Tagebucheinträge enthält, beschreibt zunächst die Kindheit und Jugend der Protagonistin in Nordfriesland, die von der schwierigen Beziehung zur Mutter, von ersten Liebesbeziehungen und intellektuellen Bekanntschaften geprägt sind. Im späteren Verlauf werden die Emanzipation vom strengen Elternhaus und das Leben in der Münchner Boheme unter prekären finanziellen Lebensbedingungen geschildert. Weitere zentrale Themen sind Erschöpfung, Schwangerschaft, Fehlgeburt und ledige Mutterschaft. (Marcella Fassio)

Erscheinungsjahr: 1903

Begriff: autobiografisch, Autobiografischer Roman, Brief, Briefe, Emanzipation, Erschöpfung, Erwerbsarbeit, Familie, Geburt, Künstlertum, Liebe, Liebesbeziehung, Mutterschaft, Roman, Schwangerschaft, Tagebuch

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