Autorenname: Esther Koehring

Marianne Ehrmann (1755–1795): Amaliens Erholungsstunden. Teutschlands Töchtern geweiht.

Zeitschrift in vier Bänden mit breitem thematischem Spektrum und Genrevielfalt, in der sich Ehrmann der Unterhaltung und Bildung eines weiblichen Lesepublikums widmet. Dabei überschreitet Ehrmann Gendernormen des 18. Jahrhunderts, indem sie zeigt, dass auch eine Schriftstellerin „die Geißel der Satire“ schwingen kann. (Natalie Sauer)

Erscheinungsjahr: 1790

Begriff: Aufklärung, Frauen im 18. Jahrhundert, Satire, weibliche Bildung, Zeitschrift

Caroline Auguste Fischer (geb. Venturini, 1764–1842): Prinz Kanzedir

Das romantische Kunstmärchen erzählt von der Liebe des Prinzen Kanzedir für die vergebene Abenza. Besonders handlungslenkend ist hierbei die Fee Panagathe, die das Verhalten Kanzedirs als engstirnig offenbart. Das Werk thematisiert Schlaf und Traum als Quellen für Erkenntnis und Schaffenskraft, während es weiterhin etablierte Motive wie den Pygmalion-Mythos untergräbt. (Mathilda Herr)

Erscheinungsjahr: 1802

Begriff: Geschlechterrollen, Liebe, Märchen, Romantik

August von Sachsen-Gotha-Altenburg (1772–1822): Emilie

Herzogin Emilie hat nach Jahren in Exil und Gefangenschaft ihr fürstliches Recht wiedererlangt. War bis dahin ihr einziger Halt die Korrespondenz mit ihrem Jugendfreund Xavier, muss sie nun feststellen, dass seine Zuneigung nicht ihrer Person, sondern nur seiner eigenen Fantasievorstellung von ihr galt. Der Roman hinterfragt die Humanität männlicher Wertvorstellungen und Weltentwürfe. (Vera Faßhauer)

Erscheinungsjahr: 1813–1821 (Manuskript; Digitalisat der Forschungsbibliothek Gotha)

Begriff: Briefroman, Geschlechterrollen, Manuskript, Romantik

Sophie Tieck (verh. u. gesch. Bernhardi, verh. von Knorring, 1775–1833): Julie Saint Albain

Polyperspektivischer Briefroman, der empfindsame Topoi unter romantischen Vorzeichen aktualisiert. Die Entwicklung der titelgebenden Zentralfigur – die von empfindsamer Tugendhaftigkeit zu ehebrecherischer Liebe und nach etlichen Verwicklungen zurück in die Ehe führt – erkundet ein neues Liebeskonzept, in dem die hohe Bedeutung des Gefühls nicht mehr an Tugendforderungen geknüpft, sondern psychologisch motiviert wird. Befragt werden in der Vorstellung ganz unterschiedlicher weiblicher Lebensentwürfe tradierte Auffassungen von Liebe, Ehe, Familie und Bildung. Formal interessant ist die Verknüpfung der Briefform mit auktorial erzählten und dialogischen Einschüben. (Luisa Banki)

Erscheinungsjahr: 1801 anonym; Neuedition 2011

Begriff: Briefroman, Ehe, Ehebruch, Empfindsamkeit, Liebe, Romantik

Charlotte Lennox (1730–1804): The Female Quixote

Satirischer Roman nach Cervantes Vorbild, in dem die lesesüchtige Arabella Ideale aus Ritterromanen auf ihre Erfahrungswelt überträgt. Durch die episodische Plotstruktur gerät Arabella immer wieder in Situationen, in denen ihr Festhalten an antiquierten Idealen verspottet wird, jedoch zugleich paradoxerweise subversives Potenzial zum Ausüben weiblicher Handlungsmacht birgt. (Natalie Sauer)

Erscheinungsjahr: 1752

Begriff: Frauen im 18. Jahrhundert, Lesesucht, Roman, Satire

Sophie Tieck (verh. u. gesch. Bernhardi, verh. von Knorring, 1775–1833): Flore und Blanscheflur

Bei dem epischen Gedicht handelt es sich um eine romantische Adaption eines mittelhochdeutschen Epos aus dem 13. Jahrhundert. Die zwölf Gesänge erzählen intertextuell durchsetzt die Liebesgeschichte zweier Königskinder und wagen sich formal und inhaltlich in zeitgenössisch männlich belegte Sphären der Kunstlyrik und Kunsttheorie vor. (Mathilda Herr)

Erscheinungsjahr: 1822 (unter Sophie Bernhardi)

Begriff: Adaption, Liebe, Lyrik, Mittelalter, Romantik, Versepos

Aras Ören (*1939): Was will Niyazi in der Naunynstraße (original: Niyazi’nin Naunyn Sokağında İşi Ne?)

Das erste Poem der „Berliner Trilogie“ zeichnet ein vielschichtiges Bild des Lebens von Arbeiter*innen in Berlin, verwoben in eine fundamentale sozialistische Gesellschaftskritik. Als einer der ersten Texte der sogenannten „Gastarbeiterliteratur“ wurde das Gedicht lange in einer als außerhalb der eigentlichen „deutschen Literatur“ gedachten Sphäre verortet. (Jessica Finger)

Erscheinungsjahr: 1973

Begriff: Übersetzung, Arbeiter*innenliteratur, Gastarbeit, Geschichte, Gesellschaftsroman, kulturelle Hybridität, Lyrik, Migration, Nachkriegsliteratur, Rassismus, sozialistische Literatur

Auguste Hauschner (1850–1924): Frauen unter sich

Sammlung von zwölf Dialogen, in denen fast ausschließlich weibliche Figuren zu Wort kommen. Thematisiert werden u.a. das Selbstverständnis kunstschaffender Frauen, soziale Hierarchien, Antisemitismus ab dem Kindesalter, Spezifika weiblicher Obdachlosigkeit und außereheliche Sexualität. (Johanna Wildenauer)

Erscheinungsjahr: 1901

Begriff: Armut, Dialoge, Ehe, Geschlechterrollen, Gesellschaftskritik, Judentum, Kaiserreich, Kunst, Liebe, Mehrsprachigkeit, weibliche Sexualität

Marianne Ehrmann (1755-1795): Amalie. Eine wahre Geschichte in Briefen

Briefroman in der Tradition von Empfindsamkeit und Sturm und Drang. Die beiden Briefpartnerinnen Amalie und Fanny disputieren Fragen des Geschlechterverhältnisses und der Frauenbildung. Der Roman schildert den Lebensweg einer früh verwaisten Protagonistin, die in ihrer ersten Ehe Gewalt erlebt und sich schließlich als Schauspielerin verdingt. (Kristin Eichhorn)

Erscheinungsjahr: 1788

Begriff: (weibliche) Autorschaft, Aufklärung, Autobiografischer Roman, Brief, Briefroman, Ehe, Empfindsamkeit, Frauenbildung, Gewalt, Liebe, Roman, Spielsucht, Sturm und Drang, Theater, Weiblichkeit

Frieda von Bülow (1858–1909): Die stilisierte Frau. Sie und er.

Die zwei Novellen thematisieren Auswege aus den Geschlechterkämpfen der Jahrhundertwende um 1900. In „Die stilisierte Frau“ heiratet ein Graf die naive junge Ludwina, die er zur asexuellen „femme fragile“ stilisiert. Er selbst muss asketisch leben, weil er an einer Geschlechtskrankheit leidet. Ludwina will aber ein Kind und fängt schließlich ein Verhältnis mit dem Leibarzt an. In „Sie und Er“ sucht sich Maria Margarethe einen Mann, der ihr den Haushalt führen soll, damit sie ein gemütliches Zuhause vorfindet, wenn sie von ihrer anstrengenden Berufstätigkeit als Fotografin nach Hause kommt. Mit dieser Anspielung auf das berühmte Fotostudio „Hofatelier Elvira“ von Anita Augspurg und Sophie Goudstikker findet sich vielleicht der erste „Hausmann“ der Literaturgeschichte. (Annette Kliewer)

Erscheinungsjahr: 1902

Begriff: Berufstätigkeit, Emanzipation, femme fragile, Geschlechterrollen, Jahrhundertwende, Novelle

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