Geschichte

Annette von Droste-Hülshoff (1797–1848): Walther. Gedicht in sechs Gesängen

Das zu Lebzeiten unveröffentlichte Versepos ist der einzige abgeschlossene Text des Frühwerks. Es erzählt die mittelalterliche Familiengeschichte dreier Rittergenerationen und schließt an populäre Ritterdichtungen an, thematisiert insbesondere aber Krisen- und Traumanarrative von Familie, Genealogie und Männlichkeit. Die zum Versepos gehörigen Widmungsgedichte an Drostes Mutter und Tanten unternehmen auktoriale und poetologische Selbstsetzungen. (Vanessa Höving)

Erscheinungsjahr: 1818

Begriff: Alter, Biedermeier, Familie, Geschichte, Männlichkeit, Posthum, Trauma, Versepos

Amalie Berg (Pseudonym für Johanna Caroline Amalia Ludecus, geb. Kotzebue, 1755–1827): Johanne Gray. Trauerspiel in fünf Aufzügen

Das in jambischen Blankversen verfasste Historiendrama zeichnet das Schicksal der englischen Königin Johanne (Lady Jane Grey Dudley, 1537–1554) nach, die von ihrer Thronrivalin Maria Tudor (1516–1558) gestürzt und hingerichtet wird. In dem staatspolitisch und religiös begründeten Konflikt wird die glaubensstarke protestantische Titelheldin in ihrer menschlich-moralischen Charakterstärke und harmonischen Seelenschönheit gezeigt. Amalie Berg präsentiert eine komplexe Frauenfigur, die als Tochter, Gattin, Königin und entmachtete Herrscherin verschiedene gesellschaftliche Rollen ausfüllt und dabei auf eine selbstbestimmte Weise zu agieren bestrebt ist. Das Trauerspiel Johanne Gray ragt im Werk Amalie Bergs als das einzige Theaterstück der Weimarer Autorin hervor; seit 2022 liegt es in einer Neuedition vor. (Anna Ananieva)

Erscheinungsjahr: 1806

Begriff: Drama, Gericht, Geschichte, Politik, Pseudonym, Selbstbestimmung, Theater, Tod, weibliche Machtausübung

Dorothea Schlegel (1764–1839): Florentin

Romanfragment, herausgegeben von Friedrich Schlegel, das in achtzehn Kapiteln die Geschichte des Jünglings Florentin erzählt, der auf dem Weg nach Amerika und der Suche nach seinen leiblichen Eltern Freundschaft mit einer adeligen Familie schließt und anhand verschiedener Begegnungen Fragen nach Ehekonzepten und weiblichen Lebensmodellen reflektiert. Enthält für den romantischen Roman gattungstypisch Lieder, Briefe und ein Schauermärchen. (Yvonne Al-Taie)

Erscheinungsjahr: 1801

Begriff: Brief, Briefe, Ehe, Familie, Fragment, Geschichte, Geschlechterrollenkritik, Märchen, Roman, Romanfragment, Romantik

Therese Huber (geb. Heyne, verwitwete Forster 1764–1829): Luise. Ein Beitrag zur Geschichte der Konvenienz

Der anonym publizierte Roman erzählt die Leidens- und Krankengeschichte der melancholischen Protagonistin, indem die positiven Werte der Empfindsamkeit auf harte Realität treffen, als die schwärmerische, von ihrer Mutter schlecht beratene Luise den reizbaren, wankelmütigen Blachfeld heiratet, der sich zu einem verbitterten Egoisten entwickelt. Luises ‚grausames Schicksal‘ ist „ein Beispiel empirischer Erfahrungsseelenkunde“ (M. Heuser, 1991). (Carola Hilmes)

Erscheinungsjahr: 1796

Begriff: anonym, Empfindsamkeit, Erfahrungsseelenkunde, Geschichte, Geschlechterstereotypen, Konvenienzehe, Roman, weibliche Bildungsgeschichte

Sophie von La Roche (1730–1807): Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Von einer Freundin derselben aus Original-Papieren und andern zuverlässigen Quellen gezogen

Polyperspektivischer Briefroman, der einen neuen Weiblichkeitstyp vorstellt. Unschuldig, tugendhaft, in Herz und Kopf gebildet, dabei innerhalb des engen Rahmens der weiblichen Geschlechterrolle autonom handelnd, kommt Sophie Sternheim vom idyllischen Land an den korrupten Hof, wo sie sich in Liebeshändel und Intrigen verstrickt. Einer Scheinehe entflohen widmet sie sich – in einem Entwurf einer matriarchalen Utopie in ländlicher Idylle – der Ausbildung armer Mädchen, bevor sie schließlich eine idealische Ehe eingeht. La Roches Debütroman entwirft ihre Idealvorstellung bürgerlicher Tugendethik, die ein zentrales Thema ihres Schreibens blieb. (Luisa Banki)

Erscheinungsjahr: 1771

Begriff: anonym, Aufklärung, Bildung, Brief, Briefroman, Debüt, Ehe, Empfindsamkeit, Frauenbildung, Geschichte, Idylle, Liebe, polyperspektivischer Briefroman, Roman, Utopie, Weiblichkeit

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