Brief

Constance de Salm (1767–1845): Vingt-quatre heures d’une femme sensible

Die Protagonistin dieses kurzen Briefromans ist jung, verwitwet und wartet seit sechs Monaten auf die Hochzeit mit ihrem Geliebten, gegen die sich jedoch ihr Onkel stellt, der selbst in sie verliebt ist. Nachdem sie ein Gerücht hört, demzufolge ihr Geliebter eine andere liebt, schleicht sie sich heimlich in sein Appartement und sucht dort nach Beweisen – vergebens. Der Roman setzt sich aus 46 Briefen der Protagonistin an ihren Geliebten zusammen, die sie alle zurückfordert, als sie sich ihres Irrtums gewahr wird. Der Text besticht durch Leichtigkeit und Witz und könnte problemlos in die aktuelle Zeit übertragen werden. (Greta Lansen)

Erscheinungsjahr: 1824

Begriff: Brief, Briefe, Briefroman, Französisch, Humor, Irrtum, Roman, Sentimentalität

Annette von Droste-Hülshoff (1797–1848): Ledwina

Das posthum erschienene Prosafragment verhandelt Weiblichkeit, Tod und Krankheit, Poesie und Kreativität. Neben familiären Konversationsszenen stehen vor allem die gleichnamige moribunde, in Drostes Briefkommentaren als schwindsüchtig bezeichnete Protagonistin und ihre Visionen, Imaginationen und Träume im Fokus. Diese verweisen einerseits auf Bildwelten des Volksaberglaubens, andererseits rücken sie Ledwina in die Nähe zeitgenössisch populärer, ins literarische Gedächtnis eingegangene visionäre Kranke wie Anna Katharina Emmerick oder Friederike Hauffe. (Vanessa Höving)

Erscheinungsjahr: entstanden ab 1819

Begriff: Biedermeier, Brief, Ehe, Fragment, Imagination, Krankheit, Poesie, Posthum, Prosa, Tod, Weiblichkeit

Sophie Mereau (geb. Schubart, wiederverheiratete Brentano; 1770–1806): Amanda und Eduard

Der polyphone Briefroman entwirft für die Epoche nonkonformistische Lebensentwürfe. Die zwangsverheiratete Titelheldin sehnt sich nach wahrer Liebe und zögert nicht, ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen. Gender-kulturelle Stereotype werden oberflächlich reproduziert, um kritisch hinterfragt zu werden. (Greta Lansen)

Erscheinungsjahr: 1803

Begriff: Brief, Briefroman, Gender, Geschlechterrollenkritik, Liebe, Roman, Stereotype

Caroline Auguste Fischer (geb. Venturini, 1764–1842): Die Honigmonathe 

Der kryptonym veröffentlichte polyperspektivische Briefroman thematisiert die um 1800 üblichen Geschlechterbeziehungen kritisch: Zwei antagonistische Frauenfiguren werden durch zwei männliche Protagonisten ergänzt. Bemerkenswert ist das von Wilhelmine entworfene Lebensmodell einer Ehe auf Zeit. 2 Bände. (Carola Hilmes)

Erscheinungsjahr: 1802

Begriff: Brief, Briefroman, Ehe, Emanzipationsgeschichte, Empfindsamkeit, Geschlechterstereotypen, Konvenienzehe, Kryptonym, Männlichkeit, polyperspektivischer Briefroman, Roman, Weiblichkeit

Dorothea Schlegel (1764–1839): Florentin

Romanfragment, herausgegeben von Friedrich Schlegel, das in achtzehn Kapiteln die Geschichte des Jünglings Florentin erzählt, der auf dem Weg nach Amerika und der Suche nach seinen leiblichen Eltern Freundschaft mit einer adeligen Familie schließt und anhand verschiedener Begegnungen Fragen nach Ehekonzepten und weiblichen Lebensmodellen reflektiert. Enthält für den romantischen Roman gattungstypisch Lieder, Briefe und ein Schauermärchen. (Yvonne Al-Taie)

Erscheinungsjahr: 1801

Begriff: Brief, Briefe, Ehe, Familie, Fragment, Geschichte, Geschlechterrollenkritik, Märchen, Roman, Romanfragment, Romantik

Adélaïde de Souza (geb. Flahaut; 1761–1836): Émilie et Alphonse

Die junge Protagonistin dieses unbekannten, sentimentalen Briefromans wird zwangsverheiratet und verliebt sich in einen anderen. Aufgrund eines Missverständnisses wird sie in ein altes Schloss am Fuße der Pyrenäen verbannt und entwickelt dort ein neues weibliches Selbstgefühl, das sich aus Trotz und Selbstmitleid zusammensetzt. Zwar ist der Roman kein literarischer Entwurf einer utopischen Gesellschaft, in der Frauen selbstbestimmt ihren Gefühlen folgen könnten, doch entsteht durch die Konfrontation der unzufriedenen Protagonistin mit der sie umgebenden Realität ein für die Gattung neuartiges Spannungsfeld. (Greta Lansen)

Erscheinungsjahr: 1799 (1805)

Begriff: Brief, Briefroman, Französisch, Geschlechterrollenkritk, Roman, Weibliches Selbstgefühl

Anna Maria Sager (M. A. S., 1727–1805): Karolinens Tagebuch ohne außerordentliche Handlungen oder gerade so viel als gar keine

Briefroman, der den weiblichen Entwicklungsplot der entstehenden Unterhaltungsliteratur mit einer poetologischen Reflexion auf die geschlechtsspezifischen Bedingungen und Möglichkeiten von Bildungsnarrativen und Autorschaft verbindet. (Christiane Holm)

Erscheinungsjahr: 1774

Begriff: Aufklärung, Autorschaft, Bildung, Brief, Briefroman, Ehe, Geschlechterrollenkritik, Kryptonym, Roman, Tagebuch, Unterhaltungsliteratur

Sophie von La Roche (1730–1807): Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Von einer Freundin derselben aus Original-Papieren und andern zuverlässigen Quellen gezogen

Polyperspektivischer Briefroman, der einen neuen Weiblichkeitstyp vorstellt. Unschuldig, tugendhaft, in Herz und Kopf gebildet, dabei innerhalb des engen Rahmens der weiblichen Geschlechterrolle autonom handelnd, kommt Sophie Sternheim vom idyllischen Land an den korrupten Hof, wo sie sich in Liebeshändel und Intrigen verstrickt. Einer Scheinehe entflohen widmet sie sich – in einem Entwurf einer matriarchalen Utopie in ländlicher Idylle – der Ausbildung armer Mädchen, bevor sie schließlich eine idealische Ehe eingeht. La Roches Debütroman entwirft ihre Idealvorstellung bürgerlicher Tugendethik, die ein zentrales Thema ihres Schreibens blieb. (Luisa Banki)

Erscheinungsjahr: 1771

Begriff: anonym, Aufklärung, Bildung, Brief, Briefroman, Debüt, Ehe, Empfindsamkeit, Frauenbildung, Geschichte, Idylle, Liebe, polyperspektivischer Briefroman, Roman, Utopie, Weiblichkeit

Christiana Mariana von Ziegler (1695–1760): Moralische und vermischte Send-Schreiben

100 Briefe in Tradition der französischen moralistischen Briefessayistik. In den teils satirischen Briefen tritt Ziegler als Ratgeberin und Vertraute, als Gesellschafts-, Sprach- und Kunstkritikerin auf. Die meisten Briefe haben direkt oder indirekt mit Fragen der weiblichen Aufklärung durch Studium und Lektüre sowie weiteren Aspekten der Emanzipation zu tun. (Astrid Dröse)

Erscheinungsjahr: 1731

Begriff: Aufklärung, Brief, Briefe, Emanzipation, Essay, Französisch, Kunst, Satire, Studium

Elisabeth von Schönau (1129–1164): Liber Visionum (Visionsbuch)

Das Visionsbuch Elisabeths von Schönau, die noch bis ins 19. Jahrhundert deutlich bekannter war als Hildegard von Bingen (mit der sie in Briefkontakt stand), gehört zu den wegbereitenden Texten der Frauenmystik. Inwiefern Elisabeth als Verfasserin zu gelten hat und nicht etwa ihr Bruder Ekbert, der die Visionen ins Lateinische übersetzt und aufzeichnet, wird in der Forschung diskutiert; ihre maßgebliche Beteiligung am Visionsbuch steht dabei jedoch weitgehend außer Frage. (Maximilian Wick)

Erscheinungsjahr: 1152/1155

Begriff: (weibliche) Autorschaft, Übersetzung, Brief, Ehe, Frauenmystik, Jenseits, Mehrautorenschaft, Mystik, Religion, Visionsliteratur

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