Romanfragment, herausgegeben von Friedrich Schlegel, das in achtzehn Kapiteln die Geschichte des Jünglings Florentin erzählt, der auf dem Weg nach Amerika und der Suche nach seinen leiblichen Eltern Freundschaft mit einer adeligen Familie schließt und anhand verschiedener Begegnungen Fragen nach Ehekonzepten und weiblichen Lebensmodellen reflektiert. Enthält für den romantischen Roman gattungstypisch Lieder, Briefe und ein Schauermärchen. (Yvonne Al-Taie)
Erscheinungsjahr: 1801
Begriff: Brief, Briefe, Ehe, Familie, Fragment, Geschichte, Geschlechterrollenkritik, Märchen, Roman, Romanfragment, Romantik
Die junge Protagonistin dieses unbekannten, sentimentalen Briefromans wird zwangsverheiratet und verliebt sich in einen anderen. Aufgrund eines Missverständnisses wird sie in ein altes Schloss am Fuße der Pyrenäen verbannt und entwickelt dort ein neues weibliches Selbstgefühl, das sich aus Trotz und Selbstmitleid zusammensetzt. Zwar ist der Roman kein literarischer Entwurf einer utopischen Gesellschaft, in der Frauen selbstbestimmt ihren Gefühlen folgen könnten, doch entsteht durch die Konfrontation der unzufriedenen Protagonistin mit der sie umgebenden Realität ein für die Gattung neuartiges Spannungsfeld. (Greta Lansen)
Erscheinungsjahr: 1799 (1805)
Begriff: Brief, Briefroman, Französisch, Geschlechterrollenkritk, Roman, Weibliches Selbstgefühl
Die 13 Hefte „Tagebücher” plus die „Konvolute und lose Blätter” über rund 600 Druckseiten sprengen die Gattungskonventionen. Nicht alle Einträge sind datiert, wenige enthalten ausschließlich Persönliches – vielmehr handelt es sich um Aphorismen und (philosophische) Fragmente. Levin Varnhagen räsoniert über Wahrheit und Lüge, Anthropologie, Tagespolitik, Oper oder Berühmtheiten. Auf Deutsch und teilweise Französisch werden Exzerpte der eigenen Lektüren notiert und Texte anderer kritisiert. (Martina Wernli)
Erscheinungsjahr: 1799–1825/2019
Begriff: Aphorismen, Fragment, Französisch, Literaturkritik, Politik, Tagebuch
Autofiktionaler Essay, erstmals in La Roches Zeitschrift „Pomona“ (1783) erschienen, dann erweitert und in zwei Bänden separat gedruckt. La Roche präsentiert eine Art „Homestory“ (B. Plachta). Die damals bereits berühmte Verfasserin führt (v.a. in der Zeitschriftenfassung „Antwort auf Fragen nach meinem Zimmer“) die Leser:innen durch die Räumlichkeiten ihres Wohnhauses und schildert Details ihres privaten Lifestyles. Im Zentrum steht die minutiöse Beschreibung ihres Arbeitsplatzes, des „Schreibetischs“ (v.a. in der Buchfassung). Das Nebeneinander von Inventur, Reflexionen und Exkursen lässt den Text als bunte Collage erscheinen, bei der Kunst und Lebenswelt ineinander übergehen. (Astrid Dröse)
Erscheinungsjahr: 1799
Begriff: Arbeit, Autofiktion, autofiktional, Ehe, Essay, Kunst, Lektüre- und Schreibpraktiken von Frauen im 18. Jahrhundert
Protagonistin dieses Romans ist die junge Bürgerstochter Marie Müller, die dem Intrigenspiel eines egoistischen Grafen zum Opfer fällt. Entgegen der Konventionen der Gattung des sentimentalen Romans emanzipiert sich die Titelheldin, indem sie sich vom Grafen abwendet, als sie erfährt, dass er verheiratet ist. Der Roman kann als Manifest des einfachen Bürgertums gelesen werden, das gegenüber der korrumpierten Aristokratie auf der Hut sein sollte. (Greta Lansen)
Erscheinungsjahr: 1799
Begriff: Bürgertum, Roman, sentimentaler Roman, Sozialkritik
Anonym in Schillers „Horen“ publiziert; damals viel beachtet und diskutiert; die Autorschaft wurde u.a. Goethe zugeschrieben. An Wendungen, Geheimnissen und Missverständnissen reicher Roman in zwei Teilen, der Fragment blieb; verfasst in Ich-Form mit vielen intertextuellen Bezügen und durchaus modernen Elementen (erlebte Rede und innerer Monolog, unterschiedliche Stilebenen und unterhaltungsliterarische Bestandteile). Th. Anz, Hrsg. der Neuauflage 2005, spricht von einem „vergessenen Dokument der Gefühls- und Reflexionskultur im ausgehenden 18. Jahrhundert.” (Carola Hilmes)
Erscheinungsjahr: 1796/1797
Begriff: anonym, autofiktional, Autorschaft, Ehe, Fragment, Geschlechterstereotypen, Konvenienzehe, psychologisch differenzierte Charaktere, Roman, Romanfragment, Romantik, romantische Liebe, schöne Seele
Der unvollendete Roman berichtet in heiterem Ton über das Schicksal dreier junger, im Zuge der Französischen Revolution nach Deutschland emigrierter Französinnen. Wichtige Bestandteile des Werks sind sein teils bissiger Humor, seine philosophischen Anklänge, seine Sozialkritik, der Umgang mit deutsch-französischen Stereotypen sowie die ironische Unterwanderung sentimentaler Codes. (Greta Lansen)
Erscheinungsjahr: 1796
Begriff: Emanzipation, Französisch, Humor, Nationale Stereotype, Revolution, Roman, Sozialkritik, Stereotype
Der anonym publizierte Roman erzählt die Leidens- und Krankengeschichte der melancholischen Protagonistin, indem die positiven Werte der Empfindsamkeit auf harte Realität treffen, als die schwärmerische, von ihrer Mutter schlecht beratene Luise den reizbaren, wankelmütigen Blachfeld heiratet, der sich zu einem verbitterten Egoisten entwickelt. Luises ‚grausames Schicksal‘ ist „ein Beispiel empirischer Erfahrungsseelenkunde“ (M. Heuser, 1991). (Carola Hilmes)
Erscheinungsjahr: 1796
Begriff: anonym, Empfindsamkeit, Erfahrungsseelenkunde, Geschichte, Geschlechterstereotypen, Konvenienzehe, Roman, weibliche Bildungsgeschichte
Der kurze Roman mit männlich-autodiegetischer Erzählinstanz wirft auf engem Raum große Themen auf: Freiheit, Naturempfinden, die Unsagbarkeit der Liebe, die Selbstbestimmung der Frau. Die Erzählung ist im Kontext der Französischen Revolution verortet und greift europäische Stereotype sowie den Topos der Auswanderung nach Amerika auf. Die Erzählung vereint Elemente des klassischen Bildungsromans mit weiblich-emanzipatorischen Anklängen, denn die sentimentale Heldin verlangt gleiche Rechte mit dem Mann, den sie liebt. (Greta Lansen)
Erscheinungsjahr: 1794
Begriff: Alter, Bildung, Bildungsroman, Emanzipation, Erzählung, Französisch, Freiheit, Liebe, Revolution, Roman, Selbstbestimmung, Stereotype, Sturm und Drang, Tod
Singspiel in direkter Traditionslinie des bürgerlichen Trauerspiels. Der Text macht das Leben und den tragischen Tod der weiblichen Titelfigur zum Dreh- und Angelpunkt der Handlung. Dabei justiert die Dramatikerin Albrecht die Gattung mit Blick auf class und gender neu: Das soziale Milieu ist weniger bürgerlich, sondern bäuerlich, die männlichen Figuren sind ostentative Aggressoren, die weiblichen Figuren sind nicht nur Opfer männlicher Gewalt, sondern vertreten autonome Positionen. (Frederike Middelhoff)
Erscheinungsjahr: 1781
Begriff: Bürgertum, Drama, Empfindsamkeit, Familie, Gender, Gewalt, Sturm und Drang, Tod