Erzählung

Johanna Schopenhauer (1766–1838): Der Schnee

Die lange Erzählung lässt zwei Paare in den Unruhen der polnischen und italienischen Revolten in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts agieren. Genau wie in Goethes Wahlverwandtschaften stehen sie zwischen Natur und Pflicht, Leidenschaft und Selbstopferung – aber in diesem höchst malerischen (und oft autobiografischen) Text sollen die biedermeierlichen Tugenden von Ordnung und Harmonie in einem versöhnlichen von Vernunft und Milde getragenen Familienglück siegen. Das liebende Paar findet den Tod im Montblanc-Gletscher: In der weißen Umhüllung der edlen, aber gesellschaftlich verbotenen, Gefühle liegt die Ruhe und das Glück. (Francesca Fabbri)

Erscheinungsjahr: 1829

Begriff: autobiografisch, Biedermeier, Ehe, Erzählung, Familie, Liebe, Tod

Johanna Schopenhauer (1766–1838): Die Tante

Der Roman besteht aus mehreren verschachtelten Erzählungen, die sich über das Ende des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart spannen, und die ihren Ursprung in der Figur der titelgebenden Tante haben: Anna von Falkenheyn. Diese adlige Stiftsdame bildet das Zentrum des Romans: Sie stiftet Frieden in die von Kummer und Leidenschaft zerrüttenden Schicksale der Nichte Victorine und der Adoptivtochter Angelika; sie bringt Vernunft in den dickköpfigen Bruder (Vater von Victorine) und steuert klug und feinfühlig die Handlung der verschiedenen Protagonisten und den vielen Nebenfiguren, damit Shakespeares Zitat am Ende seine Verwirklichung finden kann: „All‘s well that ends well“. (Francesca Fabbri)

Erscheinungsjahr: 1823

Begriff: Erzählung, Erzählungen, Roman

Caroline Auguste Fischer (geb. Venturini, 1764–1842): William der N.

Die Liebe eines Schwarzen zur Protagonistin der in Großbritannien angesiedelten Erzählung, Molly, wird hier strukturell in ein Spannungsverhältnis zum Abolitionismus einerseits und zur Haitianischen Revolution andererseits gesetzt: Ein europäischer Bildungsprozess ermöglicht William in eurozentrischer Diktion, sich an die Spitze der Haitianischen Revolution (die hinsichtlich ihrer konkreten Abläufe allerdings eine black box bleibt) zu setzen – doch um den Preis, der Realisierung seiner Liebe zur weißen Molly ‚freiwillig’ zu entsagen. Deutliche Sklavereikritik verbindet sich dabei mit einer Affirmation des Tabus sexueller Beziehungen zwischen Schwarzen Männern und weißen Frauen. (Florian Kappeler) (Anmerkung: Im Titel des Textes ist das N-Wort ausgeschrieben).

Erscheinungsjahr: 1817 (Zeitschriftenversion; in Novellensammlung 1818)

Begriff: Abolitionismus, Bildung, Erzählung, Haitianische Revolution, Liebe, rassistisches Sexualtabu, Revolution, Sklaverei

Regina Frohberg (geb. Rebecca Salomon, verheiratete Friedländer, später Saaling, 1783–1850): Schmerz der Liebe

Der Titel dieses ungewöhnlichen, sentimentalen Romans ist insofern wörtlich zu verstehen, als dass der Knotenpunkt der Erzählung die Vergewaltigung einer bewusstlosen jungen Frau ist. Der Roman zeichnet das tragische Schicksal der Protagonistinnen und des Protagonisten nach, die sich am Widerstreit zwischen Verlangen, Konvention und dem alles beherrschenden Wunsch nach Liebe aufreiben. (Greta Lansen)

Erscheinungsjahr: 1810

Begriff: Ehe, Erzählung, Geschlechterrollenkritik, Gewalt, Liebe, Roman, sentimentaler Roman, sexuelle Gewalt, Vergewaltigung

Sophie Mereau (geb. Schubart, wiederverheiratete Brentano, 1770–1806): Das Blütenalter der Empfindung

Der kurze Roman mit männlich-autodiegetischer Erzählinstanz wirft auf engem Raum große Themen auf: Freiheit, Naturempfinden, die Unsagbarkeit der Liebe, die Selbstbestimmung der Frau. Die Erzählung ist im Kontext der Französischen Revolution verortet und greift europäische Stereotype sowie den Topos der Auswanderung nach Amerika auf. Die Erzählung vereint Elemente des klassischen Bildungsromans mit weiblich-emanzipatorischen Anklängen, denn die sentimentale Heldin verlangt gleiche Rechte mit dem Mann, den sie liebt. (Greta Lansen)

Erscheinungsjahr: 1794

Begriff: Alter, Bildung, Bildungsroman, Emanzipation, Erzählung, Französisch, Freiheit, Liebe, Revolution, Roman, Selbstbestimmung, Stereotype, Sturm und Drang, Tod

Nach oben scrollen